Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: Wilde Nachbarn – Beobachtungen

Neulich sass ich an der Bar und hatte ein Bier vor mir stehen. Ich stiess mit Roger an. Wir plauderten übers Wetter. Und über Ostern. «Und dann habe ich vom Naturnetz Pfannenstil gelesen. Du weisst schon, von diesem Projekt, bei dem man seine Beobachtungen melden kann.» – «Du meinst ‘Wilde Nachbarn’», meinte Roger.

«Genau. Also ich bin da mal auf deren Website. Und meine erste Beobachtung war, dass das Thema ‘Wilde Nachbarn’ ein reines Frauenthema zu sein scheint.» – «Ah, ja?» – «Im Grunde arbeiten nur Frauen im Team ‘Wilde Nachbarn’.» – «Ist das ein Problem?» – «Ganz und gar nicht. Es ist einfach eine Beobachtung.» – «Wow. Spannend!» Roger haute das nicht vom Sockel. Ich blieb am Thema dran. «Eine weitere Beobachtung war, dass der Milan nicht unter den zehn häufigsten Meldungen im vergangenen Jahr war.» – «Und was beschäftigt dich daran?» – «Ich finde das seltsam. Denn jedes Mal, wenn ich spazieren gehe, sehe ich einen Milan. Manchmal sogar mehrere.» – «Waren denn die Amsel oder der Spatz oder die Ameise unter den Top Ten?» Ich überlegte kurz. «Nein, auch nicht.» – «Da hast du’s.» – «Da habe ich was?» – «Offensichtlich scheinen nur Tiere aus bestimmten Kategorien gemeldet zu werden.» – «Was für Kategorien?» – «Na, besonders seltene zum Beispiel.» – «Das habe ich mir auch überlegt. Nur, das steht nirgends.» – «Vielleicht versteht sich das von selbst.» – «Aber der Graureiher, den ich ebenfalls häufig sehe, der steht in den Top Ten.» – «Was soll ich sagen? Ich kann’s dir nicht erklären. Ich kann dir aber eine ganz andere Beobachtung mitteilen.» – «Nämlich?» – «Das Bier hier schmeckt hervorragend. Und du hast seit wir angestossen haben nicht mehr davon getrunken.» – «Recht hast du», sagte ich lächelnd und hob mein Glas. «Ich wollte dir ja nur sagen, was ich über Ostern so beobachtet habe.» Dann fragte ich ihn: «Was hast du denn so in diesen Tagen getan?» – «Nichts. Ich war ein ruhiger Nachbar.» Ich legte mein Geld auf die Theke und klopfte ihm auf die Schulter. «Dann warst du bestimmt auch ein angenehmer Nachbar.» Er nickte. Zu Jimmy sagt ich: «Bis in einer Woche!» – «Bis nächste Woche», antwortete er. Und ich trat in den kühlen Abend hinaus und dachte bei mir: Die wilden Nachbarn sind ja nicht zwingend unangenehme Nachbarn. Und ich werde den Milan mal melden.

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