Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
AZ Meilen · Bahnhofstrasse 28 · 8706 Meilen · Telefon 044 923 88 33 · info(at)meileneranzeiger.ch

Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Neulich in Meilen: Wendepunkt

Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Nachdem sich unsere Gläser geküsst hatten, fragte ich Roger: «Was haben das Sechseläuten und der Zürich Marathon gemeinsam?» Roger dachte kurz nach und meinte dann:

«Der Wendepunkt in Meilen kann es jedenfalls nicht sein. So weit sind die Zünfter nicht gelaufen.» – «Genau», sagte ich und erklärte dann: «Beide hatten sehr spezielle Wetterbedingungen. Beim Marathon gab es mehr Schnee als wir an Weihnachten hatten. Und der Böög konnte wegen zu heftiger Windböen nicht angezündet werden.» – «Stimmt», bestätigte Roger. «Und», fuhr ich fort, «beide Anlässe wurden von Klimaaktivisten gestört.» – «Aber das waren doch nur vereinzelte Spinner. Das ist schon fast Standard bei solchen Anlässen.» – «Beim Marathon waren es zwei und beim Sechseläuten drei Personen, wenn ich richtig sehe.» – «Sag ich doch», meinte Roger, «die sind nur mühsam!» – «Schon, aber gerade darin sehe ich einen Zusammenhang.» – «Das musst du mir erklären», meinte Roger und nahm einen Schluck. «Einer der Aktivisten rief: ‹Die Klimakrise ist jetzt!› Und er hat recht. Die nie dagewesenen Wetterverhältnisse sind doch ein Resultat der Klimakrise. Und sie stören unsere Feiern viel mehr als die Aktivisten. Nur, das sich wandelnde Klima kann man nicht einfach festnehmen und wegschaffen.» – «Aber diese Störenfriede agieren doch auf verlorenem Posten», wandte Roger ein. – «Ihr Tun ist ebenso hilflos wie das wohl erwogene Nichthandeln von Politik und Wirtschaft, von Verbänden, Vereinen und Privaten», sagte ich. «Aber sie stören wenigstens. Sie machen die Hilflosigkeit sichtbar. Sie nennen, das Problem beim Namen. Damit bleiben sie der Stachel im Fleisch, der uns hoffentlich irgendwann zu einer Verhaltensänderung bewegt.» – Roger schwieg. Wir beide schwiegen. Schliesslich meinte Roger: «Ich weiss nicht, was ich dazu sagen soll.» – «Ich auch nicht», gestand ich ein. «Aber ich bin den Klimaaktivisten dankbar, dass sie unbequem bleiben.» Dann zahlte ich und rief zu Jimmy: «Bis nächste Woche!» Und er antwortete wie gewohnt: «Bis in einer Woche.» Ich trat nach draussen und dachte: Die Marathon-Läufer haben doch auch am Wendepunkt in Meilen die Hinweise befolgt, damit sie ins Ziel gelangen. Wieso sehen wir diese Aktivisten nicht ebenso als Wegweiser am Wendepunkt der Klimakrise?

teilen
teilen
teilen

Weitere aktuelle Artikel in der Kategorie Kolumne

Weiterlesen
Weiterlesen
Weiterlesen