Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: Osterwetter

Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Carla hatte sich wieder einmal zu uns gesetzt. Roger und ich nahmen ihren Hocker in unsere Mitte. Dann stiessen wir an.

«Wenn ich richtig informiert bin, warst du über Ostern im Tessin», sagte ich mit einem hämischen Lächeln. «Du bist richtig informiert», bestätigte Carla und stellte ihren Weisswein auf die Theke. «War wohl nicht so toll», fuhr ich fort, als sie nicht weiter reagierte. «Wir hatten eine gute Zeit», hielt Carla fest. «Weisst du, das ist alte Familientradition: An Ostern trifft man sich im Tessin.» – «Ja, solche Traditionen haben schon etwas für sich», klinkte sich Roger ein. «Dann weiss man, was man in diesen Tagen machen soll. Und die Zeit geht vorüber.» – «Klingt nicht gerade begeistert», meinte ich. «Doch. Es war gut. Sehr gut. Ich habe meine Eltern besucht. Die freuen sich immer, mich zu sehen. Und ich kann mein schlechtes Gewissen beruhigen, wenn ich an den grossen Feiertagen vorbeigehe.» Roger nahm einen Schluck und sah mich an. «Aber wieso bist du so heiser?» – «Hab mich erkältet. Bin mit dem Cabrio über Land gefahren und hatte natürlich das Dach weg.» Nun nahm ich einen Schluck. «Die Fahrt war schön, aber, wie sich herausstellte, etwas zu kühl.» Und als wollte mein Körper dies noch unterstreichen, musste ich kräftig husten. «Also wenn ich das richtig sehe beziehungsweise höre, dann waren deine Ostertage zwar sonnig, aber sonst wenig berauschend», frotzelte Carla zurück. «Aber eben», gab ich zu bedenken, «die Sonne schien, und wir hatten es frühlingshaft warm.» – «Vom Wetter habe ich nicht viel mitbekommen. Bin hauptsächlich drinnen gewesen. Bei meinen Eltern.» Wir bestellten noch eine Runde. Nachdem Jimmy uns die drei neuen Gläser hingestellt hatte, meinte Carla: «Naja, die Ostertage müssen ja nicht immer spektakulär sein», und hob das Glas. Roger und ich hoben ebenfalls unsere Gläser und nahmen einen Schluck. Zu erzählen gab es weiter nicht viel, aber die Stimmung war gut. Irgendwie waren wir gut drauf, wir hatten die Tage zur Erholung genutzt. Schliesslich verabschiedete ich mich und rief zu Jimmy: «Bis nächste Woche!» Und er antwortete: «Bis in einer Woche.» Ich trat in den Frühlingsabend hinaus und dachte bei mir: Ostern müssen nicht spektakulär sein. Hauptsache, sie geben uns Kraft für das Leben, das bevorsteht.

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