Alle 37 Läden von Reformhaus Müller sind seit dem 4. Januar geschlossen: das Unternehmen ist überschuldet und musste Konkurs anmelden. Auch die Meilemer Filiale an der Dorfstrasse 94, zwischen der UBS-Filiale und Ledergerber Mode direkt am Dorfplatz gelegen, ist verwaist. Im Schaufenster hängt noch die Weihnachtsdeko.

Von Mutter Erde zu Reformhaus Müller

Betroffen ist eine Schweizer Firma mit fast 100-jähriger Geschichte. Gemäss Firmenwebsite hat sich Gründer Rudolf Müller nach jahrelanger Krankheit durch «neuzeitliche Ernährung» geheilt und wurde dadurch zum Vegetarier. Seine Erkenntnisse wollte der Bildhauer und Maler möglichst vielen Menschen bekannt machen und eröffnete sein erstes Reformhaus am Rennweg 15 in Zürich.

Die Geschichte eines inhabergeführten Reformhauses in Meilen reicht immerhin zurück bis in die 1980er-Jahre, als Fred Erne an der Dorfstrasse 140 beim Migros-Markt eines seiner Mutter-Erde-Reformhäuser eröffnete. Nach rund neun Jahren verkaufte Erne alle seine Ladengeschäfte an die Müller Reformhaus AG.

Der Fachhandel für gesunde Ernährung mit Fokus auf Bio- oder Demeterqualität, Naturkosmetik und Naturheilmittel hatte schon seit einigen Jahren einen deutlichen Rückgang der Kundenfrequenz zu beklagen, und ab 2021 brach der Umsatz nach einer Erholung im Pandemiejahr 2020 erneut stark ein, trotz dem Versuch einer Neupositionierung ab Herbst 2019. Wie das Unternehmen auf seiner Webseite schreibt, wurde der Preis der Produkte immer wichtiger, während das Angebot immer weniger nachgefragt wurde.

«Die Arbeit war unsere Leidenschaft»

Neben dem Siegel des Konkursamtes Dübendorf klebt an der Türe der Meilemer Filiale ein Zettel: «Es schmerzt uns sehr, nicht mehr für Sie da sein zu können, denn diese Arbeit war unsere Leidenschaft.» Unterschrieben haben die drei Mitarbeiterinnen inklusive Filialleiterin Damaris Barreiro. Vor Barreiro war 15 Jahre lang Filialleiter Beat Stricker das Gesicht des Reformhauses. Ende Mai 2022 liess er sich frühpensionieren.

Während die Meilemer Stammkundschaft wohl oder übel seit Anfang Jahr auf den Einkauf in einem kleinen, inhabergeführten Laden verzichten und auf Bio-Produkte vom Grossverteiler umsteigen muss, regt sich in Zollikon Hoffnung: Der dortige stellvertretende Filialleiter Aaron Ruckstuhl will versuchen, am bestehenden Standort ein neues Reformhaus zu eröffnen, wie der Zolliker Zumiker Bote berichtet. Der 24-Jährige hat seine Lehre in der Meilemer Filiale gemacht und hofft nun, dass ein Neustart möglich ist.