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Es war ein feierlicher Moment: Am Dienstag kurz vor Mittag gruben sich acht Schaufeln auf dem Stelzenareal in die Erde, und der Spatenstich war Tatsache. Hier werden an bester Lage bezahlbare Mietwohnungen erstellt. In die Freude mischte sich aber auch Trauer.
Alt Gemeinderat Peter Jenny begrüsste die knapp vierzig Gäste des Spatenstichs vor dem Kirchenzentrum St.Martin. Dem Vize-Präsidenten und Projektleiter seitens Bauherrin Gewomag (Gemeinnützige Wohnbau Meilen AG) fiel es schwer, Worte zu finden. Denn am Freitag vergangener Woche ist die langjährige Gemeinderätin und Gewomag-Verwaltungsratspräsidentin Irene Ritz nach kurzer, schwerer Krankheit viel zu früh im Alter von 63 Jahren verstorben. Ein grosser Verlust, der für viele der Anwesenden, die Irene Ritz seit Jahren gekannt und sehr geschätzt hatten, noch gar nicht fassbar scheint.
Irene Ritz engagierte sich mit Hingabe für kostengünstige Mietwohnungen, hatte von Anfang an viel Energie in die «Stelzenwiese» gesteckt und das Projekt stark mitgeprägt, wie Peter Jenny sagte. Die Anwesenden hielten für Irene Ritz eine Schweigeminute.
Erschwingliche Mietzinse
Die Überbauung Stelzenwiese entsteht östlich der katholischen Kirche und südlich der Bruechstrasse auf einem Grundstück, das seit 1953 im Eigentum der reformierten Kirche steht. Für kirchliche Zwecke wird es nicht benötigt, weshalb die Reformierten das Grundstück für die Dauer von 60 Jahren im Baurecht abgegeben haben. Baurechtnehmerin und Bauherrin ist die Gewomag mit der Gemeinde Meilen als Hauptaktionärin.
2019 wurde der Baurechtsvertrag abgeschlossen und in einem Architekturwettbewerb anschliessend das Zürcher Büro Steib Gmür Geschwentner Kyburz Partner AG als Sieger erkoren. Das Projekt sieht zwei Baukörper vor, die insgesamt 32 Wohnungen à 2,5 bis 5,5 Zimmer und zwölf Gewerberäume umfassen, dazu kommen 25 Parkplätze in einer Tiefgarage, und das alles in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof an bester Zentrumslage. Die Mietzinse sollen als Kostenmieten ausgestaltet werden, also keinen Gewinn abwerfen, wodurch das Wohnen im «Mehrgenerationenprojekt» auf teurem Meilemer Boden eher erschwinglich werden kann – die Mietzinse und Rahmenbedingungen für die Vermietung sind ab Frühjahr 2023 auf der dannzumal neu aufgeschalteten Website www.gewomag.ch zu finden.
Nun gilt es ernst
Dass es ab Vertragsabschluss gute drei Jahre bis zum spätherbstlichen Spatenstich dauerte, liegt an etlichen zu überwindenden Stolpersteinen, wie Peter Jenny sich erinnerte. So galt es etwa, alle rund 50 Miteigentümer eines Flurwegs auf dem Bauareal davon zu überzeugen, dass der Weg umplatziert wird, und erst diesen September konnte eine Einigung mit einem weiteren Rekurrenten erzielt werden: «Aber jetzt geht es los, gilt es ernst und wird Wirklichkeit!»
Von ganzem Herzen viele gute Gedanken
Im Namen des Meilemer Gemeinderats richtete auch Gemeindepräsident Christoph Hiller ein paar Worte an die Anwesenden. Noch vom Spitalbett aus habe Irene Ritz sich mit der Gewomag beschäftigt, «sie stand am Anfang des Projekts und hat viel Herzblut hineingesteckt». Der Gemeindepräsident war sichtlich bewegt, als er darum bat, nicht nur dem wichtigen Bauvorhaben, sondern auch Irene Ritz von ganzem Herzen viele gute Gedanken zu senden.
Eine Spende für 60 Jahre
Der «Gruss» der reformierten Kirche kam von Kirchenpfleger Marcel Andris. Teilen sei ein gewichtiger Grundsatz beim Zusammenleben nach christlicher Auffassung, sagte er, «und nun geben wir heute gewissermassen eine Spende in Form von Land für ein Baurecht». Die Spende solle über 60 Jahre Wohn- und Lebensraum für Menschen zu günstigen, vom Markt entkoppelten Preisen bieten. Wie auch seine Vorredner bedankte er sich bei allen, die zum Gelingen des Bauvorhabens beigetragen haben und noch beitragen werden – von den Projektbeteiligten bis zu den unmittelbaren Nachbarn, von denen bis zum Bezugstermin in voraussichtlich gut zwei Jahren Verständnis und Solidarität gefragt ist.
Anschliessend begab man sich direkt zur Baustelle, wo acht Projektbeteiligte je eine Schaufel in die Hand nahmen und symbolisch in der lehmigen Erde gruben. Zurück im Kirchenzentrum durften sich dann alle bei heissen Wienerli und dampfender Gerstensuppe aufwärmen.
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