Meilener Anzeiger AG
Bahnhofstrasse 28
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8706 Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Vor nunmehr 28 Jahren hat ein halbes Dutzend Produzenten aus Meilen und Umgebung beschlossen, ihre Erzeugnisse mitten im Dorf anzubieten. Seither kann man von April bis November am «Wuchemärt» einkaufen.
Saftiges, Würziges, Süsses, Frisches, Schönes und Vitaminreiches gibt es am Meilemer Wuchemärt, der jeweils am Freitag direkt gegenüber dem Bahnhof stattfindet. Heute sind es meist um die zwölf Anbieter, die bei Sonnenschein und Regen und bei jeder Temperatur von halb acht Uhr bis elf Uhr hinter ihren Ständen stehen.
Willkommenskultur für Stamm- und
Neukunden
«Wobei – einmal in fast dreissig Jahren mussten wir die Segel streichen, den Marktbetrieb für beendet erklären und schon vor dem offiziellen Marktende unsere Waren in Sicherheit bringen», erinnert sich Diana Schmiedl. Die Präsidentin des Vereins Wuchemärt Meilen erzählt vom Frühling 2023, als der allererste Markt-Morgen des Jahres förmlich von einem Sturm hinweggefegt wurde. «Alles flog herum, und die Kunden halfen uns fleissig, Blumen, Gemüse und Brote zusammenzusammeln.»
«Nur ein einziges Mal in fast dreissig Jahren musste der Markt vorzeitig schliessen.»
Das ist zum Glück die grosse Ausnahme geblieben. Normalerweise ist auch suboptimales Wetter kein Problem und geht es am Markt sehr gesittet zu und her. Viele Marktbesucher sind Stammkunden und -kundinnen und wissen schon, welche Stände sie ansteuern wollen, ein kleiner Schwatz gehört meist auch dazu. «Wir freuen uns natürlich über alle Besucher, auch über Laufkundschaft und Neukunden», sagt Diana Schmiedl: «Wir pflegen eine Willkommenskultur im wahrsten Sinne des Wortes. Bei uns findet man ein Stück Dorfleben, wie wir es von Oma her noch kennen.»
Liste der Marktfahrer auf der Website
Auf der neu gestalteten Website des Wuchemärt kann man jederzeit nachschauen, was angeboten wird. So etwas wie die Eckpfeiler eines Wochenmarktes sind Obst, Gemüse, Backwaren und Eier. Diese Waren sind beispielsweise bei Yolanda Nyffenegger aus Grüningen zu kaufen. Ihre selbst gebackenen Zöpfe, Nussgipfel, Wähen oder Rüeblitortenstücke sind beliebt, genauso wie das Pain au Chocolat der Biobäckerei «Au Moulin Suisse». Am Stand der Stöckenweid – hier ist die Vereinspräsidentin als Fachmitarbeiterin der Stiftung im Verkauf tätig – gibt
es biologisch-dynamisches Gemüse und Obst, grösstenteils aus eigener Produktion.
Schon sehr lange dabei ist ein Stand aus Rüschlikon mit direkt importierten exotischen Früchten. An weiteren Ständen kann man sich mit italienischen Spezialitäten und Gemüse aus
Kalabrien eindecken, und an Stelle von Klaus Blumen bietet jetzt der Blumenladen der Stöckenweid üppige Sträusse an. Neu seit 2024 dabei ist «Zur Chalte Hose» von der Forch. Der Biohof verkauft Fleisch und Wurst, Landwirt Nils Müller ist berühmt für stressfreie Weidetötung. Zum Sofort-Essen oder Mitnehmen sind tibetanische Momos gedacht. Gelegentlich zu haben: Olivenöl aus der Toskana, feine Trüffel oder frisch gerösteter Kaffee.
Platz hätten bis zu 30 Stände
Es hätte auf jeden Fall noch Platz für weitere Marktfahrer, versichert Diana Schmiedl. Sie würde sich sogar sehr über Interessenten freuen: «Bei Bedarf könnten wir den ganzen oberen Dorfplatz belegen, das wären dann ungefähr 30 Stände.» Bio ist dabei nicht Pflicht, und nicht einmal einen eigenen Stand muss man mitbringen (die Waren natürlich schon).
«Das Engagement des Vorstands ist zum Glück weiterhin gross.»
Stände können für 30 Franken pro Markttag bei der Stöckenweid gemietet werden, inklusive Auf- und Abbau. Oder man stellt seinen eigenen Stand auf – ganz wie es besser passt. Sehr freuen würden sich die Kunden laut der Wuchemärt-Präsidentin über einen Stand mit frischem Fisch. Ein solcher fehlt seit dem Ausscheiden von Moni Grieser mit ihrem Zürichsee-Fisch. Die Miete beträgt für regelmässige Marktfah–
rer seit 2004 unverändert pro Tag und Lauf-meter 3.30 Franken, total also meist um die 10 Franken.
«Dass das ’Lycka’ neu am Freitag um acht Uhr öffnet, ist gut für den Markt.»
«Gute Marktfahrer zu finden ist nicht einfacher geworden als früher, doch das Engagement des Vereins ist zum Glück ungebrochen hoch», sagt die Präsidentin, die ihr Amt seit Anfang 2024 innehat (nach Ueli Dolder, Martin Brändli, Andres Schuler und – ad interim – Moni Grieser). Mit im Vorstand sitzen Moritz Gruber (Vizepräsident), Eva Narr (Aktuarin) und Yolanda Nyffenegger (Kassierin).
Neu: Jokerstand für Gäste
Fast ein wenig zur Konkurrenz geworden sind in den letzten Jahren die Hofläden von Bauern, anderseits sind Dorfmärkte nach wie vor wichtig fürs Dorfleben. Das zeigt sich auch an der Unterstützung durch die Gemeinde, welche seit Sommer 2024 pro Markt einen «Jo-kerstand» finanziert. Vereine, gemeinnützigen Organisationen, Schulklassen oder Private kön-nen gratis bis zu zweimal pro Saison einen Stand bespielen, solange sie nicht gewinnorientiert arbeiten. Bereits zu Gast waren etwa die Brockenstube der Frauenvereine Meilen und eine Schulklasse mit selbst gemachten Chips.
Schwung erhofft sich Diana Schmiedl ausserdem von zwei weiteren Neuerungen: erstens wird im Sommer die mit Tempo 30 gestaltete Dorfstrasse eingeweiht, womit der Zugang wieder attraktiver wird, und zweitens öffnet das Dorfplatz-Café «Lycka» neuerdings am Freitag bereits um acht Uhr: «Das hilft auch dem Markt!»
Unbeschwertes Einkaufen
«Vor einem Jahr hätte noch niemand geglaubt, dass Meilen einen Wochenmarkt haben wird», schrieb Gründungspräsident Ueli Dolder in seinem ersten Jahresbericht zur «Versuchsphase» von Mitte September bis Mitte November 1997. Der damalige Erfolg bei ausgesprochen mildem Herbstwetter führte dazu, dass man beschloss, im Frühling 1998 definitiv zu starten. Ein Versuch im Jahr 2017 mit einem «Fyrabigmärt» jeweils donnerstagabends (für Berufstätige) wurde jedoch nicht weiterverfolgt. Dafür gereichte das Freiluftkonzept dem Wuchemärt im Corona-Jahr 2020 zum Vorteil: Ab 15. Mai durfte man unter freiem Himmel unbeschwert einkaufen, solange «pro drei Meter Standlänge nur eine Person auf einmal bedient» wurde, und die Meilemer machten von der befreienden Möglichkeit freudig Gebrauch.
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