Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
Nun sind es beinahe zwei Jahre, dass unser Leben vom Corona-Virus beherrscht wird. Wir alle haben gehofft, dass auf die Festtage hin die Ansteckungszahlen zurückgehen und die Schutzmassnahmen gelockert werden können.
Das Gegenteil ist eingetroffen. Eine Mutation – die Omikron-Variante – und eine weitere Welle haben uns erfasst. Wiederum stehen die Spitäler vor grossen Herausforderungen. Die Intensivpflege ist stark ausgelastet und die Ärzteschaft muss sich mit der ethischen Frage befassen, ob und wenn ja wie eine Triage der Patientinnen und Patienten entschieden werden muss. Dass nicht bevorteilt werden darf, wer nicht geimpft ist, scheint klar zu sein; der Grundsatz dünkt mich auch demokratisch legitimiert.
Das Schweizer Volk hat Ende November mit deutlicher Mehrheit die gesetzlichen Grundlagen zur Bewältigung der Pandemie angenommen; in Meilen befürworteten sogar drei Viertel der Stimmberechtigten das Covid-19-Gesetz. Dieses Ergebnis zeigt, wie ernsthaft die Situation ist. Denn ohne Grund lassen wir uns unsere Freiheiten nicht einschränken. Doch leider zwingt die Pandemie den Bundesrat dazu, strenge Regeln zu verordnen. Die Freiheit des Einzelnen hört dort auf, wo die Freiheit der anderen eingeschränkt wird. Oder anders gesagt: Wenn es zum Wohl der Gemeinschaft notwendig ist, können – oder müssen sogar – die Rechte des Individuums eingeschränkt werden; das entspricht auch dem liberalen Verständnis. So ist für mich das Impfen nicht nur ein Schutz für sich selber, sondern ein solidarischer Akt zum Wohl von allen. Wir alle möchten ja möglichst rasch wieder uneingeschränkt Restaurants und Theater besuchen, Sport treiben und Freunde treffen können. Dazu ist eine hohe Impfquote erforderlich.
Kritik an den verordneten Schutzmassnahmen ist fehl am Platz. Die Behörden ordnen nichts an aus purem Aktivismus, sondern sie versuchen mit Augenmass und Vernunft die Gratwanderung in Richtung Bewältigung der Pandemie zu begehen.
Offenbar blieb das inzwischen auch den sogenannten Freunden der Verfassung nicht verborgen – seit der Abstimmung über das Covid-19-Gesetz und seit dem Anstieg der Inzidenzen wurde es schlagartig ruhig; die Trychler sind verstummt. Das ist der Vorteil der Demokratie: Die Schweiz ist das einzige Land der Welt, das eine Volksabstimmung über Corona-Schutzmassnahmen zulässt.
Nach dem deutlichen Mehrheitsentscheid hat es keinen Platz mehr für gegenseitige Gehässigkeiten und es gilt nun für die Regierung, weiterhin Führungsverantwortung zu übernehmen und konsequent, ja vielleicht sogar mit einem Quantum an Härte die Massnahmen durchzusetzen, die letztlich zu einer Entlastung unserer Gesundheitsversorgung und einer Stärkung unserer Wirtschaft beitragen.
In diesem Sinn bin ich dankbar (und auch etwas stolz), dass wir in der Turnhalle in Dorfmeilen wiederum ein Impfzentrum betreiben können. Die nachhaltige Forderung an die Adresse der kantonalen Gesundheitsdirektion wurde schliesslich erhört – und jetzt, da demnächst bereits nach vier Monaten geboostert werden kann und soll, ist der Kanton sogar froh über die zusätzlichen Kapazitäten. Die zuständigen Mitarbeitenden des Spitals Männedorf haben mit Unterstützung der Gemeindeverwaltung Meilen innert weniger Tage das Zentrum aufgebaut; dafür gebührt ihnen unsere Anerkennung. Ich lade Sie ein, sofern Sie es noch nicht gemacht haben: Registrieren Sie sich für die Auffrischimpfung! Hoffentlich werden auch bald für die Nachzügler Erst- und Zweitimpfungen möglich sein.
Es ist zu hoffen, dass die nun vom Bundesrat ergriffenen Massnahmen helfen, das Schlimmste zu verhindern. Wenn wir uns alle mit Vernunft an die Regeln halten, dann wird die Kurve der Corona-Fallzahlen abflachen. Wenn nicht, dann droht erneut ein Lockdown. Das gilt es zu verhindern. Zu verhindern ist auch die Anordnung eines Impfzwangs; ein solcher würde weitere Gräben in der Bevölkerung provozieren. Wir haben es selber in der Hand: Jede und jeder Einzelne von uns ist also aufgefordert, Eigenverantwortung zu übernehmen und fürs Gemeinwohl zu handeln.
Liebe Meilemerinnen und liebe Meilemer: Beachten Sie die Hygienevorschriften, bleiben Sie vorsichtig und gleichzeitig auch zuversichtlich. Unsere festliche Stimmung lassen wir uns durch das fiese Virus nicht verderben. Weihnachten ist das Fest der Liebe. Und Nächstenliebe heisst auch Versöhnung, Zusammenstehen und Füreinander da sein. Besinnen wir uns darauf und streiten wir unter dem Christbaum nicht über die eine oder andere Haltung zu den Corona-Massnahmen; es gibt genug andere und vor allem bereicherndere Themen für Gespräche.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen allen fröhliche und besinnliche Festtage, ein paar geruhsame Tage zwischen den Jahren und dann einen guten Start ins Jahr 2022, das viele schöne Momente und gute Gesundheit bereithalten soll. Schöne Weihnachten und «äs guets Nöis»!
Christoph Hiller, Gemeindepräsident
Meilener Anzeiger AG
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