Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Künstliche Intelligenz – wohin geht die Reise?

Am vergangenen Samstag fand im Gewölbekeller des Ortsmuseum Meilen die erste von drei Veranstaltungen zum Thema künstliche Intelligenz statt. Zum Fokusthema «KI und Zukunft: Wohin geht die Reise», referierten und diskutierten drei renommierte Experten.

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Unter der Leitung von Moderator Adrian Hoffmann diskutierten der Meilemer Neurowissenschaftler und Gründer der Stiftung «Mindfire», Pascal Kaufmann, Prof. Dr. Benjamin Grewe vom Institut für Neuroinformatik an der Universität Zürich und an der ETH sowie Prof. Dr. Thilo Stadelmann, Professor und Direktor des AI Centers an der ZHAW School of Engineering in Winterthur. Das höchst aktuelle Thema: der Stand der künstlichen Intelligenz heute inklusive Blick in die Zukunft. Das Interesse am Event war sehr gross, der Gewölbekeller des Ortsmuseums an der Kirchgasse 14 war fast bis auf den letzten Platz besetzt.

Neuronale Netze und ChatGPT

Jeder der drei Experten startete mit einem Einführungsreferat aus seinem Fachgebiet und zeigte den Gästen auf, wo die KI heute steht, was sie alles kann und wie zum Beispiel ChatGPT (Chat Generative Pre-Trained Transformer) genau funktioniert. Thilo Stadelmann zeigte an einer mit ChatGPT geführten Konversation zur Mondlandung eindrücklich auf, was alles möglich ist, dass aber auch fehlerhafte Informationen wie etwa veraltete oder ungültige Links in den Antworten präsentiert werden. Benjamin Grewe erklärte, wie Lernen in tiefen neuronalen Netzen funktioniert, was das genau ist und wofür es gut ist. Der KI-Pionier Pascal Kaufmann machte den Unterschied zwischen Science Fiction und echter Technologie klar, zeigte auf, welche Rolle Europa und die Schweiz in der Entwicklung von KI spielen und wo die neue Technik bereits heute zum Einsatz kommt.

Der dreifache Kaufmann

Bei der anschliessenden Podiumsdiskussion wagten alle drei Experten den Blick in die Zukunft. Moderator Adrian Hoffmann wollte wissen, wie die Veranstaltung wohl in zehn Jahren aussehen werde. «Ich werde in zehn Jahren wohl auf den Malediven sitzen und hätte mit diesem Anlass eigentlich gar nichts mehr zu tun», antwortete Pascal Kaufmann und erklärte: «Es gibt zwei, drei Versionen von mir, bei denen Sie gar nicht merken, dass sie nicht der biologische Pascal Kaufmann sind. Diese Maschinen machen alles genau so, wie ich es auch tun würde. Ab und zu kommt mal ein SMS mit einer Frage, aber grundsätzlich weiss die Maschine, was sie zu tun hat. Und ich kann mehrere Referate gleichzeitig an unterschiedlichen Orten halten.»

Benjamin Grewe hingegen denkt nicht, dass wir in zehn Jahren schon so weit sind: «Ich könnte mir vorstellen, dass wir Assistenten haben, die Mails für uns beantworten und Vorbereitungen für uns erledigen, dass für komplexere Sachverhalte, gerade in der Wissenschaft, der Mensch dahinter aber schon noch wichtig bleibt.» Gerade wenn es etwa darum gehe, logisch zu argumentieren oder Fakten logisch miteinander zu verbinden, dann versagten die Algorithmen noch komplett, meinte der ETH-Professor.

Thilo Stadelmann sagte, er hoffe, dass nicht die Veranstaltung selber in zehn Jahren anders aussehen würde, weil ihm der Nachmittag mit dem Publikum viel Spass bereite, sondern der Samstag vorher: «Ich hoffe, ich muss mir dann nicht mehr den Samstagnachmittag damit um die Ohren schlagen, drei Stunden Folien zu basteln.» Diese Aufgabe würde er gerne einem künstlichen Assistenten überlassen.

Engagiertes, interessiertes Publikum

Die Fragen aus dem Publikum zeigten, dass beim Thema künstliche Intelligenz noch sehr viele Fragen offen sind – und dass das Interesse sehr gross ist. Wie werden neuronale Netze trainiert? Wie schafft es ChatGPT, ganze Sätze und intelligent klingende Antworten zu präsentieren? Werden künstliche Assistenten personalisiert? Antwortet ChatGPT auf dieselbe Frage immer gleich? Hat der Charakter des Users einen Einfluss auf die Antwort, wenn dieser über eine gewisse Zeit mit ChatGPT oder einem Assistenten arbeitet? Auch die Gefahren der künstlichen Intelligenz wurden vom Publikum thematisiert, und viele weitere interessante Diskussionen entstanden auch im Anschluss beim gemeinsamen Apéro.

Zwei weitere Veranstaltungen

Am Samstag, 15. April, 10.30 Uhr und am Sonntag, 23. April, 14.30 Uhr finden im Ortsmuseum zwei weitere Veranstaltungen dieser Reihe zu den Fokusthemen «Ethik» sowie «Politik und Gesellschaft» im Zusammenhang mit KI statt. Informationen und Tickets unter www.ortsmuseum-meilen.ch und https://lab42.global/meilen-ki/.

ChatGPT ausprobieren:

https://chat.openai.com/chat

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