Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
Das Generationen-Wohnprojekt Burkwil mit über 100 Mietwohnungen in Obermeilen nimmt Gestalt an. Letzte Woche konnte der Gemeinderat in der zukünftigen Ökosiedlung einen Augenschein nehmen.
Dass derzeit an der Lütisämetstrasse im östlichen Gemeindeteil etwas Grosses entsteht, ist schon von weitem sichtbar: Drei rote Kranen ragen zwischen sechs drei- bis vierstöckigen Rohbauten in den blauen oder grauen Herbsthimmel, manchmal werden sie noch ergänzt von kleineren mobilen Kranen. Hier entstehen 104 Wohneinheiten auf einer Wohnfläche von total 9300 Quadratmetern, vom kleinen Studio bis zur grossen Gemeinschaftswohnung, dazu kommen etwa 900 Quadratmeter Gewerbeflächen. Das bebaute Grundstück ist stolze 19’000 Quadratmeter gross und damit fast schon ein kleines Quartier. Die Stiftung Burkwil als Bauherrin wünscht sich ausdrücklich, dass die Gebäude mit ihren Begegnungsorten den Charakter eines Dorfes vermitteln sollen.
Inwieweit das gelingen kann, wollte die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte am Dienstag letzter Woche mit eigenen Augen sehen – schliesslich ist Meilen die Baurechtsgeberin. Vor fünf Jahren sagten die Stimmbürger an der Gemeindeversammlung Ja zum Baurechtsvertrag mit der gemeinnützigen Stiftung Burkwil, der für die nächsten 60 Jahre gilt.
450 Bewerbungen für die Wohnungen
Zum Rundgang vor der dienstagabendlichen Sitzung wurde der fast vollzählig anwesende Gemeinderat begrüsst von Beat Fellmann, Geschäftsführer der Stiftung, zwei Vertretern des Stiftungsrats, Bauleiter Nico Keller sowie Michael Knecht, dessen vorläufige Bezeichnung «Leiter Siedlungsleben» lautet. Die Stifterin und Namensgeberin der Siedlung, Gabriella Burkart, wäre gerne dabei gewesen, musste sich aber leider entschuldigen.
Die Besucher fassten Helme und lauschten zuerst den Ausführungen von Geschäftsführer Beat Fellmann. In der zweiten Oktoberhälfte waren erstmals kurzzeitig Bewerbungen für die Wohnungen möglich: 450 Parteien hätten sich innert weniger Tage um die gut 100 Einheiten beworben, sagte Fellmann. Das Ziel sei, bei der Mieterschaft – rund 160 bis 180 Menschen – eine gute Durchmischung mit dem Fokus auf das Wohnen im Alter zu erreichen. Gemeldet hätten sich allerdings besonders viele Personen unter 30 Jahren. Bezugstermin ist ab November 2025 (erste Etappe) bzw. April/Mai 2026 (zweite Etappe).
Überall behindertengerecht und schwellenfrei
Bei der Runde durchs Areal galt der erste Halt einem der beiden südlichen Häuser, wo bereits der Innenausbau im Gang ist. Der auffallend grosse Eingangsbereich und die breiten Lifttüren hängen damit zusammen, dass die Stiftung Burkwil sich dazu verpflichtet hat, den besonderen Anforderungen älterer Menschen Rechnung zu tragen – die Gebäude sind grundsätzlich behindertengerecht und schwellenfrei ausgestaltet. Für Erdbebensicherheit und Stabilität sind bei allen Gebäuden Treppenhaus und Sockelgeschosse aus Beton gefertigt, für die oberen Stockwerke inklusive Tragekonstruktion und Fassade wird jedoch ausschliesslich Holz verwendet, nämlich Fichte oder Tanne aus der Schweiz. Und es ist nicht irgend ein Holz, sondern sogenanntes Mondholz von der Firma Nägeli aus Appenzell, das nur in günstigen Mondphasen gefällt wird, was ihm vorteilhafte Eigenschaften verleihen soll.
Attraktives Umfeld mit Werkateliers und Musikzimmer
Tatsächlich durchzieht die Wohnungen ein Duft nach Wald – noch, denn damit man nicht das Gefühl habe «in einer Holzkiste zu wohnen», so Beat Fellmann, werden Wände und Decke weiss lasiert. Manche der Wände sind aus Lehmputz, der Gussboden besteht aus Anhydrit. Freude bereitet zudem der Blick aus dem Fenster: Einzelne Wohnungen verfügen über Seesicht.
Dies schlägt sich dann auch in den Mietzinsen nieder. Obwohl die Zinsen grundsätzlich den Grundsätzen der Kostenmiete folgen, tragen 20 Prozent der Wohnungen das Label «Premium» und sind teurer – wegen besonders attraktiven Grundrissen oder eben wegen der Sicht auf den Zürichsee. Wovon alle Mieter gleichermassen profitieren, ist ein attraktives Umfeld samt Werkateliers, schallgedämmtem Musikraum, zumietbaren Gästezimmern, einem Saal für Anlässe und einem Pavillon-Lehmbau samt Pizzaofen, der allen zur Verfügung steht. «So sollten sich auch unsere klaren Vorschriften zur Mindestbelegung der Wohnungen verschmerzen lassen», erklärte Beat Fellmann. Diese Beschränkungen seien zwar eher aus dem Genossenschaftsbau bekannt, man habe sie für Burkwil aber bewusst und aus ökologischen Überlegungen aufgestellt.
Zum wohligen Wohngefühl kommen «Gadgets» wie Regenwassertanks für die Toilettenspülungen und Photovoltaikanlagen auf den Dächern. Sogar der verwendete Beton wurde eigens für Burkwil entwickelt, um die CO2-Emissionen bei der Herstellung des Materials um rund 40% zu reduzieren, wie Bauleiter Nico Keller erklärte.
Ein einmaliges Projekt
Gegen Ende der Tour wurden die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte an die grosse, kreisrunde Baumgrube im Zentrum der Siedlung gebeten: Hier wird eine Linde gepflanzt werden, und auch ein Dorfbrunnen soll entstehen, alles umgeben von viel Grün. Die Autos kommen in den Untergrund – eine riesige Parkgarage mit Zufahrt via Dollikerstrasse bietet mehr als 100 Parkplätze. Für den Boden im «Dorf» liegen bereits 3500 Quadratmeter Klinkerbelag parat, die aus einer deutschen Kleinstadt stammen, dort nicht mehr gebraucht werden und nun auf ihre Verwendung in Burkwil warten.
Am Schluss der Führung zeigte sich Gemeindepräsident Christoph Hiller äusserst beeindruckt: «Dieses Projekt ist einmalig», sagte er – hier würden die besten Voraussetzungen geschaffen für ein gesellschaftliches Zusammensein der Bewohnerinnen und Bewohner.
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