Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Die Crux mit der online Steuererklärung

Ich habe es gerade nochmals geschafft: die online Steuererklärung.  Zwar nicht über den neuen Registrierungsweg via Behörden-Login (AGOV), wo ich kapitulieren musste, aber doch über ZHprivateTax. Jedes Jahr wird es aber etwas komplizierter.

Gleichwohl behaupten  die Steuerbehörden das Gegenteil und weisen stolz darauf hin, dass  angeblich bereits 64% der Steuerpflichtigen die Vorteile der online-Steuererklärung komplett digital nutzen. Natürlich möchte ich auch zu dieser Gruppe von technologieaffinen Steuerpflichtigen  gehören.

Während ich mich letztes Jahr noch ohne Rückgriff auf die Kontakt Gratis-Nummer des kantonalen Steueramts durchkämpfte, waren dieses Jahr drei Anrufe nötig. Das erste Mal erklärte mir der freundliche Herr, dass es mit dem Safari Browser meines Macbook Pro tatsächlich Probleme gebe. Ich solle doch einfach auf Chrome, Firefox oder Edge wechseln und einer dieser Browser herunterladen. Ich würde es schon schaffen. Glücklicherweise haben wir noch ein HPNotebook mit dem Edge Browser im Hause, so dass ich einen neuen Anlauf wagte. Es ging anfänglich flott voran bis ich zur Rubrik Wertschriftenerträge mit und ohne Verrechnungssteuer stiess. Jeder Versuch, diese Beträge getrennt auszuweisen, scheiterte. Die zweite Auskunftperson bestätigte mir entschuldigend, dass das aktuelle Progamm diesbezüglich tatsächlich Problem aufweise. Ich solle einfach den gesamten Wertschriftenertrag eingeben und  unter Bemerkungen die Beträge aufschlüsseln. Der Steuerkommissär würde dies dann schon berücksichtigen. Schliesslich gab es noch bei der Einreichung der Steuererklärung ein kleines Problem, das ich aber dank der Auskunftperson rasch erledigen konnte. Der Weg über die  Kontakt Gratis-Nummer funktionierte – im Unterschied zu anderen Helplines – übrigens recht gut. Beim ersten Anruf war ich Nr. 5 in der Warteschlaufe, das zweite Mal schon Nr. 3 und beim letzten Anruf klappte es direkt.

Wie ein gutes und einfaches Steuersystem aussehen sollte, lehrt die Steuerrechtslehre schon lange: breite Steuerbasis, möglichst keine Abzüge und Sonderregelungen und dafür möglichst tiefe Steuersätze. Deshalb müsse eine Steuererklärung auf einen Bierdeckel passen, forderte  schon vor mehr als 20 Jahren der damalige CDU Finanzexperte und voraussichtliche neue Bundeskanzler Friedrich Merz. Davon hat sich die Realität immer weiter entfernt. Es muss deshalb nachdenklich stimmen, wenn der vernunftbegabte und urteilsfähige Bürger im Verkehr mit der staatlichen Verwaltung immer mehr auf Unterstützung oder Hilfe von Dritten angewiesen ist, sei dies im Steuer-, Bau- oder in anderen Bereichen. Wird der selbstverantwortliche Bürger im Wohlfahrtsstaat angesichts der ungebremsten Regulierungswelle und der Flut von Aufklärungs- und Präventionskampagnen zum Auslaufmodell?

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