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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Zehn Jahre ist es her, seit die ersten fünf individuellen Meilemer Bus-Wartehäuschen eingeweiht worden sind. Inzwischen haben sie Zuwachs erhalten und sind zu acht. Noch ist die Familie nicht komplett.
Blick zurück ins Jahr 2010: Damals sammelte der Meilemer Verein Pro Bus Unterschriften für die Erstellung von sieben Bushaltestellen-Unterständen, die die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs «erheblich erhöhen» sollten. Pro Bus hat sich im März 2019 wegen Nachwuchsproblemen aufgelöst und ist der Sektion Zürich von Pro Bahn Schweiz beigetreten. Aber die speziell designten Wartehäuschen gehören nun schon seit Jahren ganz selbstverständlich ins Meilemer Ortsbild.
Genehmigt von der Gemeindeversammlung
Denn der Petition für die Unterstände war Erfolg beschieden: Pro-Bus-Präsidentin Verena Hofmänner und ihre Mitstreiter sammelten für ihr Anliegen 458 Unterschriften, die sie im Sommer 2010 dem Gemeinderat einreichten, und im Dezember 2012 bewilligten die Stimmbürger an der Gemeindeversammlung einen Kredit von 470’000 Franken für «fünf neue Personenunterstände an stark frequentierten Bushaltestellen». Pro Bus hatte ursprünglich mit viel tieferen Kosten gerechnet und war deshalb davon ausgegangen, dass der Gemeinderat die Erstellung in eigener Kompetenz beschliessen könne. «Selbst die Initianten der Petition sagten, sie seien zuerst über den Preis erschrocken», schrieb damals der Meilener Anzeiger im Rückblick auf die Versammlung und berichtete weiter, dass die Genehmigung des Kredits erst nach ausgiebiger Diskussion, jedoch mit deutlichem Mehr erfolgte.
Der damalige Gemeinderat und Verkehrsvorsteher Theo Geser versicherte, Häuschen «ab Stange» wären nur unwesentlich billiger gewesen als das, was Meilen plante, nämlich ein Lochblech-Design, das individuell für jede einzelne Haltestelle entworfen werden sollte. Dass die SVP mit ihrem Einwand, löchrige Wände würden den Wind nicht genügend abhalten, zumindest teilweise recht haben sollte, erwies sich dann einige Jahre später.
Über 20’000 Löcher
Eingeweiht wurden die ersten fünf Personenunterstände (Eichholz, Grueb, Obermeilen, Tobel und Schwabach) im November 2013, und es zeigte sich den Meilemerinnen und Meilemern, dass die Wartehäuschen tatsächlich einzigartig sind: 21’674 Löcher zum Beispiel in der Rückwand der Bushaltestelle Eichholz rapportierte damals die Zürichsee-Zeitung. Und das ist noch nicht alles: Auf den Dächern der meisten Häuschen sind Solarzellen verbaut, wodurch die Haltestellen keine externe Stromversorgung benötigen.
Die vielen grossen und kleinen Löcher in den Rückwänden bilden keine abstrakten Muster, sondern Motive, in denen sich der Ort der Bushaltestelle widerspiegelt. So steht jedes individuelle Bild sinnbildlich für ein Stück Meilemer Geschichte.
Ortshistoriker Peter Kummer hat für jeden der Unterstände einen Text verfasst, der die Wartezeit verkürzt und teilweise Exotisches zutage fördert: So erfährt man in der Grueb, dass sie ihren Namen wahrscheinlich von den Rebbergen bergseits des Weilers hat. Denn dort wurden früher Gruebreben gehegt, die so heissen, weil sie durch das Vergraben und Verwurzelnlassen alter Rebstöcke herangezogen wurden. Spannend die Geschichte des Dachreiters des alten Schulhauses Feld: Wieso erst nach Jahren die Glocken platziert werden konnten und weshalb sie zunächst nicht läuten durften – es ist im Wartehäuschen beim Schulhaus nachzulesen. Und auch, weshalb das Eichholz so heisst, obwohl im Umfeld der Haltestelle schon seit Menschengedenken keine Eichen mehr stehen, ist im entsprechenden Unterstand erklärt.
Als nächstes folgt «Zur Au»
Insgesamt gibt es auf Gemeindegebiet 32 Haltestellen mit total 58 Haltekanten. Die meisten Haltestellen haben zwei Haltekanten, und bei einer Endhaltestelle ist nur eine Haltekante vorhanden. Sobald jährlich mehr als 25’000 Personen eine Haltestelle benutzen, wird die Erstellung eines Häuschens ins Auge gefasst: neu erfüllt auch «Zur Au» die Anforderungen. Preislich bewegen sich die Unterstände nach wie vor um die 80’000.- bis 90’000.- Franken pro Stück, je nachdem, welche Tiefbauarbeiten – von Leitungsumlegung bis zu Belaganpassung – ausgeführt werden müssen.
Bei den Haltestellen Weid und Schulhaus Obermeilen wurden inzwischen tatsächlich Plexiglasscheiben eingebaut, denn dort zieht es sonst zu stark, wie es die SVP einst vermutet hatte.
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