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Über 65 Jahre lang gab es in Meilen eine Fabrik für Lacke und Farben, die schliesslich in einem Weltkonzern aufgegangen ist. Die Vernicolor hat das Dorf 1979 verlassen. Die Fabrik ist damals nach Grüningen umgezogen, wo sie unter neuem Namen heute noch besteht.
Der Metallkanister mit verzinnten Nähten, den Kuratorin Julia Hübner für die Sammlung des Ortsmusems Meilen auf einer Online-Verkaufsplattform gefunden und vom Eigentümer schliesslich sogar geschenkt erhalten hat, dürfte aus den 1930er-Jahren stammen. «A. Münzel & Cie., Lackfabrik Meilen Zürich», liest man auf der gelb-rot-schwarzen Etikette, die in dynamischem Zackendesign gehalten ist. Der Ausguss ist mit einem Korkzapfen versehen.
Kutschenlacke und Bleiweiss
Dass es im Dorf einst eine sogar sehr erfolgreiche Lack- und Farben-Fabrik gab, ist kaum mehr im Bewusstsein der Meilemer, obwohl das 1964 erstellte Fabrikgebäude bis heute steht. Es trug noch Ende der 1970er-Jahre die kurze Adresse «in der Schellen» (ohne Hausnummer) und steht im Dreieck Seestrasse/Bergstrasse/Alte Bergstrasse in der Nähe des Strandbads Dorfmeilen – aktuell ist darin unter anderem ein Retailer für Tierbedarf eingemietet.
Die Geschichte der Lackfabrik hatte 1910 in Zürich begonnen, als Arthur Münzel die Marke «Chinoleum» für Lacke und (Öl-)Farben für seine Firma schützen liess. Das Unternehmen stellte Farben aller Art her, so etwa Kutschenlacke, Bootslacke und Bleiweiss. Das Geschäft florierte, und 1915 erfolgte der Umzug nach Meilen, vorerst in das flache Backsteingebäude, in dem sich heute das Einrichtungsgeschäft «Spectroom living & more» befindet. Produziert wurden Lacke und Farben für Industrie- und Malergewerbe. Der Name der Firma bis 1940: Lackfabrik Arthur Münzel & Co. AG.
Umzug, weil das Geschäft zu gut läuft
Mit der Übernahme durch den Inga-Konzern (später Interfrank) erhielt das Unternehmen auch einen neuen Namen: Vernicolor, abgeleitet von frz. «vernis», also Lack, Glasur, Firnis. Der oben erwähnte Metallkanister enthielt übrigens «Antivernicolor»: Ein Abbeizmittel für Farbe und Lackfarbe zur Entfernung alter Anstriche.
Die Angebotspalette der Firma wurde laufend erweitert, und in den Fünfzigerjahren verkaufte man Produkte von Dispersionsfarbe bis zu Goldlacken für Konservendosen. Regelmässig wurde Werbung in der NZZ geschaltet, so etwa für Vecoplast, ein Produkt für hart-elastische Überzüge auf Metallen aller Art, oder für «elektrostatisches Handspritzen» für «kleinere Lackverbraucher», mit Vorführung im Werk in Meilen. Das Spezialgebiet waren hochwertige Industrie- und Verpackungslacke für Konservendosen und Tuben.
Ab 1972 gehörte die Vernicolor dem Familienunternehmen Jallut S.A., Farben und Lacke, Lausanne, und profitierte von der engen Zusammenarbeit. Der inländische Marktanteil betrug inzwischen über 50 Prozent, die Firma war auch international erfolgreich, und allmählich wurde in Meilen der Platz für die rund 50 Mitarbeitenden samt Labor und für die Weiterentwicklung des Unternehmens knapp.
«Umzug wegen guten Geschäftsgangs» titelte die NZZ am 18. Oktober 1978 und schilderte, dass neben Platzknappheit ein weiteres Problem nicht in Meilen gelöst werden konnte: Das Werk lag in der Gewässerschutzzone A. Am neuen Standort in Grüningen herrschten günstigere Bedingungen, so waren etwa die Kosten für die Errichtung eines neuen Lösungsmitteltanklagers in der Gewässerschutzzone C nur halb so hoch wie in Meilen.
Von US-Firmen aufgekauft
Seit 1979 produziert die Vernicolor im Zürcher Oberland. 1993 wurde sie von der amerikanischen Firma Dexter Corporation übernommen, 2006 schliesslich von der ebenfalls amerikanischen Unternehmung The Valspar. Der neue Name lautete «The Valspar (Switzerland) Corporation AG». So ist die Firma auch heute noch im Handelsregister eingetragen, obwohl die Sherwin-Williams Company mit Hauptsitz in Cleveland (Ohio) 2017 den Erwerb der Valspar Corporation bekannt gab. Sherwin-Williams ist der global führende Lack- und Farbenhersteller.
Aktuell sind in Grüningen für den Weltkonzern 34 Mitarbeiter u.a. in den Abteilungen Planung, Produktion sowie Forschung und Entwicklung tätig. Jährlich werden rund 5000 Tonnen Farben und Lacke für diverse Anwendungen produziert, so zum Beispiel für die Verpackung von Esswaren und für allgemeine Metallverpackungen. Noch immer werden Produkte produziert, die auf die Vernicolor zurückzuführen sind, auch wenn der Name vor bald zwanzig Jahren verschwunden ist.
Der markante Hochkamin der alten Vernicolor in Meilen sorgte übrigens noch 2010 für einen besorgten Zeitungsartikel: Der Backsteinturm sei deutlich schief und offensichtlich aus dem Lot geraten. Inzwischen ist der Kamin abgerissen worden.
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Das Ortsmuseum dokumentiert die Ortsgeschichte und sammelt, bewahrt und erschliesst Meilemer Kulturgut. Gesammelt werden ortsgeschichtliche Unterlagen wie Karten, Tagebücher, Schriftstücke, Kunstwerke, Fotografien und in Meilen hergestellte oder verwendete Objekte.
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