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- Benjamin Stückelberger
Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
Die reformierte Kirche war am 23. November gut besucht, obwohl es noch genug Platz für diejenigen gegeben hätte, die sich spontan mit einer Reise durch hoffnungsvolle Texte und himmlische Harmonien hätten trösten lassen wollen.

Nach einem frischen und flotten Auftritt der 37 jungen Sänger, der Pianistin Rahel Sohn und des künstlerischen Leiters Ernst Buscagne erklangen – fast unerwartet – die sofort überwältigenden, sanften Akkorde des Anfangs von «Urlicht», dem vierten Satz aus Mahlers Auferstehungssinfonie, in einer Bearbeitung für Chor von Clytus Gottwald. Der Chor sang verschiedene Werke aus seiner sehr anspruchsvollen Bearbeitung von Liedern der Romantik. Es war beeindruckend, wie der Chor diese breiten Harmonien lebendig einatmete.
Zwischen den Chorwerken mit Klavier oder a cappella sangen Stimmführerinnen und Stimmführer der verschiedenen Stimmgruppen – Guilherme Roberto, Rafael Oliveira und Elena Dietrich – begleitet von Rahel Sohn Lieder von Mahler und Brahms.
Besonders schön waren die A-cappella-Lieder von Brahms aus seinen «Fünf Liedern» op. 105, in denen der Chor seine Exzellenz zeigen konnte: im Wiedergeben der hornartigen Ausrufe und der flüsternden Engel.
Der vierte Teil aus dem «Deutschen Requiem» wurde von der Pianistin begleitet. Solche Klänge lassen einen nur hoffen, dass das Ensemble beschliesst, zukünftig auch das gesamte Requiem von Brahms aufzuführen.
Neben deutscher Romantik wurden auch Chorlieder französischer Komponisten gesungen (Gounod, Duparc und Fauré), in denen wiederum andere Farben hervorgehoben wurden. Im Lied von Duparc geht es mehr um eine Reise in eine weltliche Traumwelt als um das Sehnen nach dem jenseitigen Haus Gottes. Der Chor und das begleitende Klavier verkörperten diese Reise hervorragend mit schönen, wellenförmigen Phrasen und wunderschönen einstimmigen, stillen Linien.
Neben dem künstlerischen Leiter stand auch seine Assistentin Carmen Reverdin vor dem Chor und führte diesen durch Lieder von Brahms und Wolf. Dass Ernst Buscagne und die Solisten auch im Chor sangen, verlieh der Aufführung eine schöne Einheit.
Der Abend endete mit dem warm und liebevoll gesungenen Werk «Waldesnacht», in dem alle aufgewühlten Gefühle und Sehnsüchte in der Kühle der Nacht wieder zur Ruhe kamen.
Selbst wieder in die Kälte der Nacht abgetaucht, blieb ein Glücksgefühl zurück, gespeist von wunderschöner Musik, die der Chor aus den Liedern geschaffen hat.
Die jungen Stimmen färbten die Harmonien des anspruchsvollen Repertoires mit wunderschönem Klang. Das Programm war abwechslungsreich und hatte mit einer Stunde eine perfekte Länge.
Fazit des Abends: Sehr wenig Leid und sehr viele Höhepunkte der Freude und des Glücks in kurzer Zeit.