Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Was geografische Grenzen alles sein können

Nach Bächen und Weihern handelt diese Serie von Meilens Grenzen. Zuvor muss aber geklärt werden, worum es sich bei territorialen, also geografischen Grenzen überhaupt handelt, seien sie politisch oder mehr verwaltungsmässig.

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Wo es Grenzen sonst noch gibt, nämlich auf anderen Lebensgebieten, ist aus aus dem beigefügten Kasten ersichtlich.

Ein importierter Begriff

«Granica» heisst unser Wort «Grenze» im Polnischen und Russischen, und von dort stammt es geschichtlich. Es ist damals über die deutsche Ostkolonisation zu uns gekommen. Unter einer Grenze verstehen wir hier eine je nachdem durch entsprechende Markierungen (Grenzsteine) gekennzeichnete Trennungslinie zwischen verschiedenen Eigentümern oder politischen Einheiten. Da Grenzsteine früher – als es weder exakte Vremessung noch Grundbücher gab – oft nicht davor gefeit waren, verschoben zu werden, fand zu deren Kontrolle und zur Einprägung ihrer richtigen Lage da und dort periodisch ein – allenfalls sogar bewaffneter – Grenzumgang der Bürger statt. So existiert z.B. bis heute der als Fest durchgeführte «Banntag» in Liestal (BL).

Bevor das Wort «Grenze» bei uns heimisch wurde, sprach man hier von «March» oder «Mark» und meinte damit sowohl eine Grenze in unserem Sinne als auch eine Grenzzone oder ein Grenzland. Darauf weist etwa der schwyzerische Bezirk «March» hin – eben ehemaliges Grenzland zu Rätien.

Was heute kaum mehr jemand weiss: «Lachner» war im Meilen des 19. Jahrhunderts ein aus der March stammendes und bei uns sehr populäres Fasnachtskostüm. Insofern gehörte Meilen also auch zu diesem Grenzland.

Trennen und vereinen

Vor allem nationale Grenzen sind nie selbstverständlich, sondern stets Teil eines Aushandlungsprozesses oder sogar eines kriegerischen Diktates. Sie definieren die Ausdehnung eines Territoriums und damit politische, kulturelle sowie soziale Räume und stiften für dessen Bewohner eine eigene kollektive Identität (nach Philipp Krauer). Auf Ebene Gemeinde ist dies natürlich alles etwas weniger elementar. Dennoch können zumindest im alpinen Raum auch der Schweiz Konfession, Dialekt, Brauchtum und Trachten gelegentlich von Gemeinde zu Gemeinde ändern.

Am Zürichsee mit heute vergleichsweise wenig Brauchtum und sehr gemischter Bevölkerung scheint dies nochmals etwas anders. Aber die Unterschiede unter den Gemeinden wären wohl bald Anlass zu hitzigen Diskussionen, würde sich – wie z.B. im Kanton Glarus oder im Goms – die Frage nach einer Fusion zur Grossgemeinde stellen.

Im nächsten Teil der Serie wird es um natürliche und künstliche Grenzen gehen, sowohl weltweit als auch in unserer näheren und weiteren Umgebung.

Grenzen zwischen Gegensätzlichem

Naturgegebene oder historisch und sozial bedingte Gegensätzlichkeiten, zwischen denen irgendwo eine Grenze liegen muss, klar definiert oder mit Übergängen, begegnen uns in verschiedensten Lebenswelten zuhauf, wie folgende Beispiele zeigen: wir/sie, jung/alt, arm/reich, gut/böse, gerecht/ungerecht, öffentlich/privat. Oder: Verstand/Gefühl, Arbeit/Freizeit, Liebe/Hass, Toleranz/Unterdrückung und so weiter und so fort.

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