Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
Rund 40 Prozent der bisher registrierten Flüchtlinge aus der Ukraine sind minderjährig, viele von ihnen besuchten in ihrer Heimat die Schule. In Meilen sind bis jetzt sieben schulpflichtige Kinder angemeldet.
«Die ukrainischen Kinder – fünf aus der Unter- und Mittelstufe, zwei aus der Oberstufe und zwei für den Kindergarten nach den Sommerferien – werden möglichst bald bei uns eingeschult», sagt Schulpräsidentin Cordula Kaiss. Im Vordergrund steht dabei, dass die Schülerinnen und Schüler rasch Deutsch lernen. Dies soll den Kindern und Jugendlichen je nach Alter in einer Regelklasse, also in einer bestehenden Schulklasse, oder in einer sogenannten Aufnahmeklasse ermöglicht werden.
Improvisieren ist angesagt
Von Anfang an in die Regelklasse eingeteilt werden die jüngeren ukrainische Kinder im Kindergartenalter oder in der 1. Klasse. Eine spezielle Aufnahmeklasse für bis zu 15 Kinder und Jugendliche, in denen der Fokus auf dem Deutschunterricht liegt, startet voraussichtlich am nächsten Montag für die Schulkinder ab der 2. Klasse. «Eine Herausforderung, denn das Alter der Kinder liegt hier zwischen 8 und 15 Jahren», sagt Cordula Kaiss. Wenn weitere Schüler eintreffen, wovon auszugehen ist, kann eine zweite Aufnahmeklasse gebildet werden – dann kann man altersgerechter einteilen.
Schwierig ist es, auf einem sowieso schon ausgetrockneten Markt Lehrpersonen mit der nötigen Ausbildung zu finden. Wie zurzeit fast überall ist auch hier teilweise Improvisieren angesagt. «Möglicherweise wird eine deutschsprechende Assistenzperson aus der Ukraine anwesend sein, damit die erste Verständigung erleichtert wird», sagt die Schulpräsidentin. Vorläufig können Lehrerinnen und Lehrer aus der Ukraine nicht angestellt werden, weil das Volksschulamt zuerst prüfen muss, welche Ausbildung absolviert worden ist.
Möglichst viel Kontakt zu Gleichaltrigen
Erfahrungsgemäss lernen Kinder schnell eine fremde Sprache, wenn sie möglichst viel Kontakt zu Gleichaltrigen haben. Deshalb findet der Unterricht in einem Klassenzimmer der Schule Allmend statt, und man hofft, dass die ukrainischen Kinder und Jugendlichen nach relativ kurzer Zeit die Regelklassen besuchen können. Gibt es Bedarf für einen Besuch des Schülerclubs mit Mittagstisch, werde man sicher auch dafür eine Lösung finden, sagt die Schulpräsidentin.
Erfahrungen mit den Aufnahmeklassen sammelt die Gemeinde Meilen bereits seit rund acht Jahren mit syrischen oder afghanischen Flüchtlingskindern. Sie hatten teilweise grosse schulischen Lücken, weil sie schon länger keinen Unterricht mehr besuchen konnten und mussten ausserdem in einer für sie fremden Kultur ganz neue Zahlen und Buchstaben lernen. Bei den Schülerinnen und Schülern aus der Ukraine könnte es einfacher laufen: «Erste Erkenntnisse zeigen, dass die Kinder gute schulische Voraussetzungen haben», sagt Cordula Kaiss. «Sie lernen schon früh Englisch und kennen deshalb unser Alphabet, das hilft natürlich sehr.» Gelegentlich wird es dennoch die Unterstützung von Eltern oder Angehörigen benötigen, die gut Englisch sprechen – Angebote dafür liegen bereits vor.
Für traumatisierte Kinder ist professionelle Hilfe erforderlich
Ukrainische Kinder in den Regelklassen werden ausserdem DaZ-Unterricht erhalten (Deutsch als Zweitsprache). Auch hier müssen indes die entsprechenden zusätzlichen Lehrpersonen noch gefunden werden. Und was geschieht, wenn es Anzeichen dafür gibt, dass ein Kind traumatisiert ist, zum Beispiel weil es in seiner Heimat direkt vom Krieg betroffen war? «Wenn es nötig ist, holen wir uns professionelle Hilfe», sagt Cordula Kaiss.
Niemand weiss, wie viele Flüchtlinge die Schweiz noch erreichen und wie lange sie bleiben werden. Viele Angebote sind auch erst im Aufbau. So bietet etwa die Pädagogische Hochschule Zürich (PHZ) eine Website an, auf der ukrainische Schulbücher heruntergeladen werden und wo eine ukrainische Selbstlernplattform verlinkt ist.
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