Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Unnötiger Gigantismus

«Eine Chance für alle Betroffenen», so lässt sich der Gemeinderat im Meilener Anzeiger vom 30.Mai vernehmen. Rund 35 direkt Betroffene in der Nachbarschaft haben ihre berechtigten Einwendungen gegen dieses Projekt vorgebracht, welche von den Planern und der Baubehörde allesamt in den Wind geschlagen worden sind.

Die Nachteile für die Anwohner sind naturgemäss individuell, gemeinsam ist allen die Ablehnung des unnötigen Gigantismus. Wir sind Teil einer Landgemeinde und haben schon längst keine Poststelle und keinen Bahnschalter mehr. Der Bau von 46 zusätzlichen Wohnungen belastet nur die Infrastruktur, bedingt mehrere neue Kindergarten- und Schulklassen und vergrössert den Dichtestress. Ein übergeordnetes Gut oder ein hehres Ziel ist dieses Spekulations-Monster der SBB nicht. Zweck der SBB ist und bleibt der Personentransport!

Unter dem Strich wird Feldmeilen und Herrliberg einen kleinen Wendekreisel für den Bus an der Grenze zu Herrliberg auf der General-Wille-Strasse erhalten. Notabene wird der übrige Verkehr ebenfalls über diesen Kreisel führen, wo heute schon täglich 2000 Fahrzeuge verkehren.

Der Rest ist ein langer, hoher Riegel neben dem Bahngleis, in dem 46 neue Mietwohnungen der SBB entstehen mit weniger als einem Parkplatz pro Einheit. Ein Blick über den See nach Horgen genügt, um sich die sogenannte «ästhetische Aufwertung» der Skyline von Feldmeilen durch solche Bau-Riegel vorzustellen. Hauptsache, die SBB können aus dem Projekt «nachhaltige Rendite» schlagen.

Die neue, tiefer gelegte General-Wille-Strasse wird über weniger Parkplätze verfügen. Eltern, die ihre Kinder ins Pfingstlager bringen und abholen (wie massenhaft am letzten Wochenende), Taxis oder Angehörige, die ältere Menschen abladen oder abholen, Pendler usw. werden noch mehr Suchverkehr in unserer Nachbarschaft verursachen. Die Garageneinfahrt für die 46 neuen Wohnungen bringt zusätzlich Stau durch Abbiegen und Spurquerungen. Die neuen Familien werden auch vermehrt Paketdienste in Anspruch nehmen, die Bestellungen austragen, aber keinen Platz für Warenumschlag haben, und Handwerker werden unter Platznot leiden. Die Kehrichtabfuhr verkehrt ebenfalls auf der Strecke, und der Bus muss schauen, wie er den Fahrplan zum Bahnhof einhalten kann.

In der neuen General-Wille-Strasse wird es nach der Bauzeit von zirka fünf Jahren zum Chaos kommen. Bis es so weit ist, können auch die weniger Betroffenen, die auf den Zug wollen, am Baulärm, den Baustellen, den Beschränkungen und Umleitungen in den «Genuss der Chancen für alle» kommen.

Fazit: Ein Wendekreisel für den Bus ist okay und nötig, muss aber nicht so viel kosten. Der Rest ist ein Geschenk ohne Not an die Rendite der SBB-Immobilien, womit sich die Initianten und Planer ein städtebauliches Denkmal setzen wollen, das sich für die Anwohner in Feldmeilen und Herrliberg noch für Jahre als gravierende Einschränkung erweisen wird.  Würde auch nur einer der Beteiligten vor Ort wohnen, wäre das Projekt bescheidener. So nicht! Nein zum privaten Gestaltungsplan!

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