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An der nächsten Gemeindeversammlung kommt die Neugestaltung der Dorfstrasse zur Abstimmung. Der Gemeinderat schlägt für die Strecke zwischen Kirchgasse und Coop neu Tempo 30 vor. Heute darf dort mit 50 km/h gefahren werden.
Tiefbauvorsteher Peter Jenny (SVP) wird den Stimmberechtigten das Projekt am 13. Juni in der reformierten Kirche vorstellen. Es ist sein letzter offizieller Auftritt als Gemeinderat, denn auf Ende der laufenden Amtsperiode tritt er zurück.
Neuer Versuch nach der gescheiterten Begegnungszone
Tempo 30 auf der Dorfstrasse ist bereits der zweite Versuch, Meilens zentrale und mit rund 4600 Fahrzeugen täglich stark befahrene Verkehrsader sicherer und auch schöner zu machen: Vor drei Jahren haben die Meilemerinnen und Meilemer die Einführung einer Begegnungszone mit Tempo 20 auf 250 Metern zwischen Kirchgasse und Bahnhofstrasse an der Gemeindeversammlung an die Urne verwiesen und dort am 19. Mai 2019 mit 53 Prozent abgelehnt.
Die Mehrheit befürchtete mit Tempo 20 offenbar eher mehr als weniger Verkehrschaos und Unbequemlichkeit wegen der künstlichen Verengung der Strasse, wegen der starken Temporeduktion und wegen des damit verbundenen Vortritts für Fussgänger. Umstritten war das damalige Projekt von Anfang an, obwohl sich ausser der SVP alle Parteien für die Begegnungszone aussprachen. Der Handwerks- und Gewerbeverein HGM beschloss Stimmfreigabe.
Ausgewogen und praktikabel
«Diesmal haben wir, glaube ich, eine Lösung gefunden, die Meilen mit seinen rund 15’000 Einwohnerinnen und Einwohnern gerecht wird», sagt Peter Jenny nun im Hinblick auf den neuen Vorschlag: «Wir präsentieren ein gelungenes Projekt, hinter dem man stehen kann.» Entstanden ist es mit Hilfe von vier «Runden Tischen», an denen jeweils gut 20 Personen Platz nahmen: Vertreter aus Politik und Verwaltung, aller Ortsparteien, aus dem HGM, der Wachtvereinigung Dorfmeilen sowie externe Fachleute.
Das neue Projekt mit Tempo 30 sei ausgewogen und praktikabel, sagt Peter Jenny. Diese Einschätzung wird durch die Tatsache bestätigt, dass es bisher kaum kontroverse Diskussionen gibt, obwohl der betroffene Perimeter allein auf der Dorfstrasse von 250 auf 440 Meter erweitert wurde. 30 km/h sind auf dem Abschnitt zwischen Kirchgasse und Dorfstrasse 154 (etwa 50 Meter rapperswilwärts des Coop) vorgesehen, dazu auf dem nördlichen Teil der Bahnhofstrasse sowie auf der ganzen Rosengartenstrasse. Vor drei Jahren war der Bushof gerade noch innerhalb der Tempo-50-Zone geblieben, weil die VZO andernfalls um die Fahrplansicherheit fürchteten. Mit Tempo 30 «können sie aber leben», so Peter Jenny. Wegen der breiteren Fahrbahn ist nun zudem das Kreuzen von VZO-Bussen problemlos möglich.
Anpassung an die Realität
Bereits heute fahren die Automobilisten auf der Dorfstrasse durchschnittlich nur 30 bis 35 km/h, wie Messungen ergeben haben. Deshalb sind für Tempo 30 auch keine zusätzlichen baulichen Massnahmen im Sinn von künstlichen «Stoppern» nötig: «Wir passen das Temporegime der Realität an», sagt Peter Jenny.
Sichtbare Umgestaltungen sind aber trotzdem geplant, so soll die Fahrbahn vor dem Bahnhof und vor dem Coop mit abgeschliffenem As-phalt einen platzähnlichen Charakter erhalten. Speziell fussgängerfreundlich gestaltet wird auch die Zone zwischen Prima und Post. Fussgänger dürfen die Strasse überall überqueren, denn Fussgängerstreifen sind nicht mehr vorgesehen. Die «Eingangstore» zum Gebiet mit Tempo 30 werden mit sanften Aufpflästerungen wahrnehmbar gemacht. Für Fahrzeuge gilt konsequent Rechtsvortritt, was sich vor allem bei den Einmündungen Bahnhofstrasse/Dorfstrasse sowie Rosengartenstrasse/Dorfstrasse bemerkbar machen wird.
Die Anzahl Parkplätze bleibt nahezu gleich
29 der bisher 33 Parkplätze bleiben erhalten und sind neu direkt anfahrbar, weil übergross, nämlich 6,60 Meter lang statt wie üblich rund 5 Meter. «Damit halten wir den Verkehr flüssig», erklärt Peter Jenny. Der Behindertenparkplatz gegenüber der Rothausapotheke wird sogar besonders gross, nämlich 3,5 Meter breit. Ebenfalls bei der Rothausapotheke, in Richtung Kirchgasse, ist der bereits im letzten Projekt vorgesehene Brunnen als aufwertendes gestalterisches Element platziert, und auch 20 neue Bäume werden der Dorfstrasse spendiert.
Die beste Variante
Das stärkste Argument für das neue Projekt lautet aber wohl: Es gibt keine vernünftige Alternative dazu. Die Dorfstrasse muss zwingend saniert werden, nicht nur der Belag, sondern auch die Werkleitungen von Abwasser bis Strom sind in sehr schlechtem Zustand. Nach der Sanierung würde eine Rückkehr zu Tempo 50 aber zwingend einen deutlichen Abbau von Parkplätzen mit sich bringen, weil sie in der heutigen Anordnung von der Kantonspolizei aus Sicherheitsgründen nicht mehr bewilligt würden.
Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf total 4,67 Mio. Franken, wovon 1,2 Mio. Franken für die Umgestaltung mit Tempo 30 vorgesehen sind. Das sind fast 0,4 Mio. Franken mehr als noch vor drei Jahren, was laut Peter Jenny am grösseren Perimeter inklusive Rosengartenstrasse liegt. Er ist optimistisch, dass es diesmal klappen wird: «Günstiger als jetzt bekommen wir die Umgestaltung und Tempo 30 sicher nie mehr!»
Änderung des kommunalen Richtplans erforderlich
Was direkt vor der Abstimmung zum Projekt Neugestaltung Dorfstrasse von der Gemeindeversammlung noch geändert werden muss, ist der kommunale Richtplan, denn dieser sieht vorläufig noch die Umgestaltung des Abschnitts Burg- bis Bahnhofstrasse in eine Begegnungszone mit Tempo 20 vor. Peter Jenny: « Wir präsentieren zuerst die Teilrevision des Richtplans und direkt anschliessend das Projekt zur Umgestaltung der Dorfstrasse, bevor wir nach der Debatte zu den beiden Geschäften in der gleichen Reihenfolge einzeln über beide Vorlagen abstimmen lassen.» So habe niemand das Gefühl, die Katze im Sack zu kaufen.
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