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Am letzten Freitag präsentierte das Sinfonie Orchester Meilen ein kontrastreiches Programm mit einer umwerfenden Solistin in Tschaikowskys Violinkonzert.
Passend zu den grauen Novembertagen erklang als erstes Werk die 1924 uraufgeführte 7. Sinfonie von Jean Sibelius. In dieser Komposition bewege man sich wie durch eine Nebellandschaft, erläuterte vorgängig Dirigent Konradin Herzog. Er analysierte den unüblichen Aufbau an Beispielen von «Themeninseln» und veranschaulichte diese mit verschiedenen Instrumentaleinlagen.
Die Sinfonie «In einem Satze» forderte die Musikerinnen und Musiker, vor allem beim diffizilen Zusammenspiel divergierender Instrumentengruppen. Ungenauigkeiten verschwanden aber fast unbemerkt im Strom der dichten, klangintensiven Nebelschwaden. Insgesamt eine glanzvolle Wiedergabe durch das Sinfonie Orchester Meilen.
Aus dem Nebel hinauf an die Sonne
Warmer Applaus empfing die 13-jährige Edna Unseld, Solistin in Tschaikowskys Violinkonzert von 1878, dessen Solopart zu den schwierigsten der Geigenliteratur zählt. Nach ruhigen Anfangstakten steigerte das Orchester mit einem rasanten crescendo die Spannung auf den Einsatz der Sologeige: Der erste energische Bogenstrich offenbarte eine souveräne Künstlerin, die keinen Zweifel daran liess, dass sie dieses technisch und musikalisch höchst anspruchsvolle Werk perfekt beherrscht.
Vor allem die Kadenz des ersten Satzes gestaltete Edna Unseld ausdrucksvoll, leidenschaftlich die virtuosen Stellen, betörend «cantabile» die lyrischen. Im zweiten, langsamen Satz kommunizierte die Violine mit Flöte und Klarinette zu wunderbar elegischen Melodien, bevor mit einem allegro vivacissimo der dritte Satz einsetzte. Gegen Schluss kam es fast zu einer Aufholjagd des Orchesters nach der stürmisch enteilenden Solistin, bevor sie sich zu einem furiosen Finale vereinigten.
Auch die Zugabe begeisterte
Der Applaus steigerte sich zu Standing Ovations. Mit der Zugabe, Paganinis Caprice Nr. 24, einem teuflisch schwierigen Werk, erwies sich Edna Unseld nochmals als hochbegabte Virtuosin und differenzierte Interpretin.
Die meisten im Publikum werden sich gefragt haben, wie eine solche Leistung zwischen anspruchsvoller Schule – dem Kunst- und Sportgymnasium Rämibühl – und künstlerischer Arbeit auf höchstem Niveau möglich ist. Dazu äusserte sich Edna Unseld vor dem Konzert: «Es gibt (leider) kein Patentrezept – einfach lernen, üben, lernen, üben… Einerseits gibt es dadurch selten Pausen, meine langen Tage sind oft streng durchgetaktet zwischen frühem Aufstehen und spätem Zu-Bett-Gehen, andererseits ist mein Leben auch abwechslungsreich. Während ich mit der Musik hauptsächlich ‹Herz und Hand› verbinde, bilde ich in der Schule den ‹Kopf› aus, und so hoffe ich, dass meine Ausbildung und meine Entwicklung ganzheitlich verlaufen.»
Viele Besucherinnen und Besucher werden diese Entwicklung interessiert verfolgen und dabei gerne an diesen denkwürdigen Abend in der Kirche Meilen zurückdenken.
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