Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen

Selbstdarstellung wie ein Hohn

«Dem öffentlichen Verkehr wird in Meilen grosse Beachtung geschenkt. Aus diesem Grund sind die Verbindungen des öffentlichen Verkehrs sehr gut ausgebaut.» Dies steht auf der offiziellen Internetseite der Gemeinde Meilen.

Die Einführung eines Busnetzes für die Erschliessung der Quartiere und deren Anbindung an die Bahnhöfe in Meilen war ein steiniger Weg und bedurfte einer Volksinitiative mit 1600 Unterschriften, da der Gemeinderat damals nicht gewillt war, etwas in diese Richtung zu unternehmen. Schliesslich wurde im Dezember 1988 der Betrieb des Ortsbus aufgenommen, jedoch war es weiterhin ein ständiger Kampf, der hauptsächlich vom Bus-Verein Meilen geführt wurde, um das Netz weiter auszubauen und an neue Bedürfnisse anzupassen.

Seit dem Bau des Bushofes im Jahr 2005 neben dem Bahnhof Meilen hat sich leider nicht mehr viel getan. So wurden zwar einige Bushäuschen als Witterungsschutz erstellt, aber an vielen Haltestellen gibt es nach wie vor nicht mal eine Sitzmöglichkeit, geschweige denn einen Witterungsschutz. Erst jetzt, wo Ende 2023 die Übergangsfrist des Behindertengleichstellungsgesetzes abläuft, ist zu beobachten, dass vermehrt die Haltekanten bei den Haltestellen ersetzt werden. Die neuen Haltekanten erlauben behinderten Personen und auch Fahrgästen mit Rollator, Kinderwagen oder Einkaufswagen einen einfacheren Einstieg. Das Behindertengleichstellungsgesetz ist seit 1. Januar 2004 in Kraft, warum wurde mit dem Anpassen der Infrastruktur an vielen Orten bis zum letzten Moment zugewartet?

Weitere Steinchen, im Mosaik, die sich in das Bild einer Gemeinde einfügen, die «dem öffentlichen Verkehr eine grosse Beachtung schenkt», sind der Ausstieg aus dem Projekt Nonamo (Modell nachhaltiger Mobilität in Gemeinden) mittels Gemeinderatsbeschluss und die Auflösung der öV-Kommission der Gemeinde Meilen, notabene ohne die Kommissionsmitglieder vorgängig anzuhören.

Der jüngste Höhepunkt dieser «grossen Beachtung des öffentlichen Verkehrs» in der Gemeinde Meilen ist, dass ganze Quartiere  während vier Monaten aufgrund der geplanten Vollsperrung der Burgstrasse vom öV-Netz abgehängt werden. Der Fussmarsch z.B. von der Wampflen zur geplanten Ersatzhaltestelle «Ormis» beträgt etwa 1 Kilometer und liegt somit deutlich ausserhalb der einschlägigen Normen. Was ist mit all den Menschen, die im betroffenen Gebiet wohnen und auf den öV angewiesen sind? Angesichts des Verhaltens der Gemeinde Meilen erscheint die Selbstdarstellung auf der offiziellen Internetseite der Gemeinde tatsächlich wie ein Hohn.

Ich denke, es wäre somit angebracht, seitens der Gemeinde aktiv zusammen mit dem ZVV und der VZO eine bessere Lösung für den öV während der Baustelle an der Burgstrasse zu finden, sowie auf den Entscheid zurückzukommen, die öV-Kommission der Gemeinde aufzulösen. Es braucht ein Gefäss, wo sich Menschen mit Herzblut für den öV einsetzen und sich genug früh in anstehende Projekte oder mögliche neue Linienführungen einbringen können.

Guido Lehmann, Meilen (Mitglied der SP Meilen, Fahrdienstmitarbeiter VBZ)

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