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Die «Wirtschaft zur Burg» wird dieses Jahr 150-jährig. Dieser stolze Geburtstag fällt zusammen mit einem Wechsel im Stiftungsrat: Der langjährige Geschäftsführer Werner Wunderli tritt per 30. Juni 2025 aus dem Gremium aus.
In Meilen gibt es nur zwei heute noch bestehende Restaurants, die älter sind als die Wirtschaft zur Burg – den «Löwen» und den «Hirschen». Was die «Burg» ihnen voraus hat: Sie ist seit Jahr und Tag mit derselben Meilemer Familie verbunden, nämlich der Familie Wunderli.
Wirtschaft seit 1875
Es war Bernhard Wunderli, der den im Jahr 1200 erbauten Hof zu Friedberg oberhalb von Meilen vom Stadtzürcher Kloster Fraumünster 1593 als Erblehen erhielt, etwas später sogar zu Eigentum. Die Häuserzeile auf der «Burg» ist seither mehr als 400 Jahre lang immer bei der Familie Wunderli geblieben, zunächst als reiner Landwirtschaftsbetrieb.
Zur Wirtschaft wurde das südlichste der Häuser im Jahr 1875. Am 19. März erteilte die Direktion der Finanzen des Kantons Zürich den Brüdern Heinrich und Johannes Wunderli die Bewilligung zur Führung einer Weinschenke – damals noch unter ausdrücklichem Verbot, gekochte oder warme Speisen zu servieren. Dafür verlangte die Bewilligung, dass die «Wirtschaft zur Burg» auch ordentlich bezeichnet werden soll: Mit «Kanne und Glas» oder einer «Tafel».
Fotos, die heute in den gemütlich getäferten Gaststuben der «Burg» hängen, zeigen, dass man sich damals für die Tafel entschied. «Wirthschaft zur Burg» steht gross in gotischer Schrift darauf gemalt. Die hölzerne Tafel über dem Eingang hing bis weit in die 1930er-Jahre hinein am Gebäude.
Die Frauen kümmerten sich um die Bewirtung
Wie im Heimatbuch Meilen von 2011 nachzulesen ist, war die Bewirtung von Gästen zu Beginn nur ein Nebenverdienst der Wunderlis zum Landwirtschaftsbetrieb. «Die Frauen waren für die Gastwirtschaft verantwortlich, die Männer für den Bauernhof und die Weinberge», erklärt Werner Wunderli. Im Laufe der letzten 150 Jahre hat sich das deutlich geändert.
Zunächst wurde meist Selbstgemachtes serviert (Most, Wein, Käse, Speck, Wurst, Brot, Filterkaffee – und 20er-Guetzli für Ausflügler, die etwas Süsses wollten). Bei vielen Meilemern beliebt und schon fast eine kleine Berühmtheit war dann Ida Wunderli, die die «Burg» mit viel Herzblut bis 1970 führte; als sie aufhörte, war sie 78 Jahre alt.
Wunderlis im Stiftungsrat
Ein weiterer Wunderli, nämlich der kinderlose Walter, überführte die Liegenschaft 1998 in eine gemeinnützige Familienstiftung, die «Erhaltung, Pflege, Betrieb und (…) Sicherung des Grundbesitzes» der Liegenschaft mit dem Restaurant bezweckt. Von Anfang an als Geschäftsführer mit dabei, war Werner Wunderli, langjähriger Schulpfleger sowie Präsident des Ortsmuseums und selber wohnhaft im Weiler Burg. Dass er jetzt – als letzter des ersten Stiftungsrats – zurücktritt, hat vor allem damit zu tun, dass er im März seinen 80. Geburtstag gefeiert hat: «Langsam müssen die Jungen ran», findet er, «schön, dass sie mitmachen!».
Gemäss neuem Stiftungsreglement von 2024 besteht der Stiftungsrat aus vier bis sechs Nachkommen des ersten Stiftungsrates, ergänzt durch eine Vertretung der Gemeinde Meilen. Nach dem Rücktritt von Werner Wunderli sitzen im Stiftungsrat: Christine Wunderli (Präsidentin), Stefan Murer (Vizepräsident), Barbara Friedli-Wunderli (Finanzen), Jean Marc Wunderli (bisher Präsident, neu Liegenschaften), Rahel Wunderli (Aktuarin) sowie Christoph Hiller (Vertreter der Gemeinde Meilen).
Neue Gastgeber am Kirchgassfäscht
In den letzten Jahrzehnten hat sich die «Burg» zum gepflegten Restaurant entwickelt, das auch einige Auszeichnungen erhalten hat: 16 Gault-Millau-Punkte, Goldener Fisch, Chaîne Rôtisseurs. Die Liste der Wirte führt nach Ida Wunderli von Verena Lauper (1971-1980) über Martin und Monika Schmid-Brägger (1980-1987), Katrin und Sepp Hügi (1987-1997), Fred und Marcella Fisch (1997-2009) sowie Luzia Nigg Götz und Steffen Götz (2009-2014) bis zu Turi und Marianne Thoma.
Seit letztem August heissen die Gastgeber Sascia Held und Cham Günter. Sie halten die Burg-Tradition der ehrlichen, feinen und regionalen Küche aufrecht. Wer die beiden persönlich ausserhalb der «Burg» erleben möchte, sollte das Kirchgassfest vom 28. Juni besuchen: Dort ist die Wirtschaft mit einem Stand vertreten. Zu kaufen gibt es hausgemachte Gemüsecapuns mit Alp-Sbrinz, und auch die Fleisch- und Dessertliebhaber kommen auf ihre Kosten. Zum Mitnehmen gedacht sind die Grissini und das beliebte Brot aus der Burg-Küche sowie Maggi-Salz aus dem Burg-Garten.
Ein Abend zum Thema «Burg»
Übrigens: Am 27. Oktober um 19.00 Uhr erzählen Werner Wunderli, Sascia Held und Cham Günter im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Meilearn – Meilen teilt Wissen» die Geschichte der Wirtschaft zur Burg im Treffpunkt am unteren Dorfplatz.
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