Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Plastik, Meer und Rütlischwur

«Plastik ist überall!» – Umweltchemiker Basilius Thalmann von der ZHAW will diese Aussage wörtlich verstanden wissen.

Aufklärer in Sachen Plastik: Tara Welschinger (foifi.ch), Fabienne McLellan (oceancare.org), Roland Siegenthaler (Grüne Meilen) und Basilius Thalmann (zhaw.ch). Foto: zvg

Plastik ist im Küchenmixer, in der PET-Flasche oder sogar in der Zahnpasta. Und Plastik landet im Boden, in der Luft und im Meer.

Das interessierte, rund 25-köpfige Publikum fand sich am 19. Januar im «Löwen» ein, um sich mit dem Wunder- und Problemstoff Plastik auseinanderzusetzen.

Plastik bleibt jahrhundertelang bestehen

Verblüffend für alle war, wieviel Kunststoff sich auch in Schweizer Böden finden lässt. Jährlich landen 14’000 Tonnen Plastik, das sind 700 Lastwagen voll, auf unseren Wiesen und Äckern – ganze 9000 Tonnen davon stammen vom Abrieb von Reifen. Dass Plastik in die Umwelt gelangt ist noch nicht einmal das grösste Problem – dumm ist, dass Plastik sehr schwer abbaubar ist und Hunderte bis Tausende Jahre im Boden bleibt. 700 Jahre braucht’s, bis ein Plastikgeschirr zu 50 Prozent abgebaut ist. Hätte also Werner Stauffacher beim Rütlischwur seine Tupperware vergessen – die Hälfte davon wär heute immer noch da.

Abfall im Haushalt reduzieren

Nach den wissenschaftlichen Ausführungen brachte Tara Welschinger vom Unverpacktladen «Foifi» die pragmatische Perspektive in die Runde ein. Sie hat sich vor sieben Jahren der Herausforderung gestellt, Verpackungen und Abfall im Haushalt drastisch zu reduzieren. Sie störte sich daran, dass Joghurtbecher, Linsenpackungen oder Essigflaschen für so kurze Zeit im Gebrauch sind und danach einfach in der Kehrichtverbrennung entsorgt werden. Ihr Projekt war so erfolgreich, dass sie heute nur noch einen 15-Liter-Kehrichtsack in die Mülltonne wirft – pro Jahr!

Eine einzelne grosse Sparmassnahme gäbe es bei den Verpackungen nicht, meinte sie. Es sei jedoch ein spannender Prozess, sich der vielen Erscheinungsformen von Plastik im Leben bewusst zu werden und Alternativen zu finden. Ein Anfang könne sein, sich den Kaffee «to go» in den mitgebrachten Mehrwegbecher abfüllen zu lassen oder den Käse an der Theke im Tupperware mitzunehmen statt in Folie verpackt. Das mache den Alltag nicht einfacher, aber heiterer und erfüllter. Und Studien belegen erst noch: Wer seinen Abfall reduziert, reduziert seinen Konsum und damit seine Ausgaben. Im Schnitt bleiben so 30 Prozent mehr Budget übrig für die wirklich wertvollen Dinge im Leben.

Fischernetze sind auch Plastikabfall

Zum Schluss des Abends lenkte Diskussionsleiterin Jeannine van Puijenbroek das Thema noch aufs Meer. Für gesunde Meere engagiert sich Fabienne McLellan, Leiterin von OceanCare Schweiz. In nationalen und in internationalen Gremien fordert sie einen achtsameren Umgang mit den Meeren und ihren Bewohnern. Doch zuerst natürlich die Frage, was hat die Schweiz mit dem Meer zu tun? Obwohl die Abfallmenge, welche wir über unsere Flüsse ins Meer spülen, gering ist, so sind wir doch vielfältig ins Problem involviert – zum Beispiel mit dem Essen von Meeresfischen. Denn mehr als die Hälfte des Plastikmülls im Meer stammt von Fischernetzen, die oft achtlos über Bord geworfen und so günstig im Meer entsorgt werden. Diese gedankenlose Praxis soll nun, auch dank dem Engagement der Schweiz und Ocean Care, verboten werden.

Segen oder Fluch? Grossartig oder problematisch?

An diesem Abend gab’s viele Antworten, doch eine Frage blieb wohl offen: Was ist Plastik denn nun: Segen oder Fluch? Darüber diskutierte das Publikum beim Apéro mit leckerem veganem «Rüebli-Lachs» und köstlicher Kürbissuppe noch angeregt weiter. Wahrscheinlich ist Plastik beides: Ein toller Werkstoff und ein problematischer Abfall.

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