«Als ich das Foto sah, dachte ich: Was? Sind beide gewählt worden?», erzählte Roger. «Wieso das denn?» fragte ich. «Na, weil beide einen Blumenstrauss bekommen haben.» – «Stimmt, normalerweise bekommt nur der Sieger einen Strauss.» – «Und wenn der Unterlegene auch einen bekommt, dann ist er gewöhnlich kleiner.» – «Wobei die Titelseite ja schon klarstellte, dass es nur einen Wahlsieger gegeben hat.» – «Einverstanden. Das Bild auf Seite drei hat mich trotzdem kurz irritiert.» Ich nickte und wir tranken unser Bier. Dann setzte ich bei den Blumensträussen wieder ein: «Ich finde das eine schöne Geste.» – «Das ist es bestimmt.» – «Ich meine, es haben sich beide fürs Dorf engagiert. Darum gebührt beiden derselbe Dank seitens der Gemeinde.» Roger neigte den Kopf leicht zur Seite, stimmte mir dann aber zu. «Ist auch wieder wahr. Die Demokratie in Meilen lebt. Die Bürgerinnen und Bürger hatten eine echte Wahl.» – «Ein herzlicher Dank motiviert und kostet nichts.» – «Ausser einem Blumenstrauss.» Ich lachte und prostete Roger zu. Kurz darauf setzte er wieder ein: «Hat nicht in diesem Sinne ein Meilemer kürzlich geschrieben: ‘Einfach einmal Danke sagen’?» – Nun musste ich nachdenken. «Wer war das?» – «Ich weiss auch nicht mehr. Aber es stand auf der Gewerbeseite.» – «Das lässt sich leicht online nachlesen.» – «Jedenfalls hat er recht. Für ein aufrichtiges Dankeschön braucht es nicht viel. Und es macht glücklich.» – «Darauf nehmen wir noch eins.» Ich gab Jimmy ein Zeichen, und er zapfte jedem von uns noch eine Stange. Wir stiessen an und plauderten noch eine Weile über die Wahlen, das Leben im Dorf und unsere Dankbarkeit all denen gegenüber, die sich hier engagieren. Dann legte ich mein Geld auf den Tresen und rief Jimmy zu: «Dann bis nächste Woche!» Und er rief lächelnd zurück: «Bis in einer Woche!» Zufrieden verliess ich die Bar und fragte mich: «Von wem stammt das Zitat: Nicht die Glücklichen sind dankbar, sondern die Dankbaren sind glücklich?» Nun, wer immer das war, er hatte recht.