- Kolumne
- Beni Bruchstück
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Neulich sass ich an der Bar und trank ein Bier. Als ich mit Roger anstiess, waren wir schon mitten im Thema: Die Weltpolitik.
«Die Wahlen in Deutschland haben nun ja geliefert, was im Vorfeld absehbar war», sagte ich, «nämlich eine Verschiebung der Parteienlandschaft und ihrer Kräfte.» – «Es ist überhaupt alles sehr in Bewegung geraten», bestätigte Roger. «Wenn man bedenkt, wie die USA nun plötzlich mit der Ukraine umspringen. Ja, ganz Europa behandeln sie als vernachlässigbare Grösse!» Ich nickte. «Da ist einiges in Bewegung. Weltpolitisch werden uns wohl noch einige Veränderungen ins Haus stehen.» Und dann schwiegen wir eine Weile. Jeder dachte über die tektonischen Verschiebungen in der Weltpolitik nach. «Ich meine», setzte Roger wieder ein, «Frankreich hat keine wirklich handlungsfähige Regierung, Deutschland auch noch nicht. Und in Österreich sieht’s nicht viel besser aus.» – «Man hat das Gefühl, die Europäer wissen nicht, was sie wollen», fasste ich zusammen. «Zumindest in Westeuropa sieht es so aus», sagte Roger, «in Osteuropa sind die Regierungen relativ stabil.» – «Stimmt», meinte ich darauf, «die Staaten im ehemaligen Ostblock, auf die wir so gerne herabgesehen haben, wirken sehr stabil und haben Russland gegenüber eine klare Haltung.» – «Die wissen auch um die Gefahr. Die haben sehr konkrete Erfahrungen gemacht. Die wissen genau, was sie nicht mehr wollen.» Wieder schwiegen wir eine Runde. Und als die Gläser leer waren, stellte uns Jimmy frisch gefüllte hin. «Ja, da werden Veränderungen auf uns zukommen», wiederholte ich. «Meinst du, es wird Krieg geben?», fragte Roger mit ernstem Gesicht. Ich sah ihn an und antwortete: «Darauf kann ich nur sagen, was wohl jeder antworten würde: Hoffentlich nicht!» Ich nahm einen Schluck und fuhr dann fort: «Aber wenn die Chinesen und die USA sich wegen Taiwan in die Haare kriegen, dann könnte Putin dies zum Anlass nehmen, in Europa die Grenzen noch mehr zu verschieben.» Ich schüttelte heftig den Kopf. «Aber daran will ich gar nicht denken!» Schweigend tranken wir unsere Gläser aus. Dann zahlte ich. «Bis nächste Woche», sagte ich zu Jimmy. «Bis in einer Woche», antwortete der. Ich trat nach draussen, schaute in den bedeckten Abendhimmel und dachte: Ja, hoffentlich geraten die Grossen der Weltpolitik nicht aneinander.
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