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Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Es war immer noch nicht viel los, aber Roger war wieder da. Jimmy servierte uns unsere Biere und beteiligte sich am Gespräch. Roger erzählte von seinem Aufenthalt im Südtirol.
«Es waren wunderbare Tage. Es regnete zwar gelegentlich. Vor allem aber war es warm und das Essen hervorragend.» – «Gar nicht viel anders als bei uns», antwortete ich darauf. «Also wenn ich mir die Temperaturen angeschaut habe, dann war’s hier doch deutlich frischer als bei mir in Bozen», entgegnete Roger. Ich wollte nun nicht die Wetterkarten und Temperaturverläufe diskutieren. Daher fragte ich: «Was isst man denn in Bozen? Ist das eher deutsche Küche oder italienische Küche?» – «Man kann beides haben. Ich habe mich natürlich eher an die italienische gehalten. Vor allem aber gibt es dort eine Freilichtbar, die sich in einer der Hauptgassen befindet. Dort kann man etwas trinken und den Passanten zusehen. Das mache ich immer besonders gern.» – «Was jetzt», fragte ich, «das Trinken und das Beobachten der Touristen, die vorbeiziehen?» – «Das ist ein Gesamtpaket. Es sind eben nicht nur Touristen mit ihren vollen Shoppingtaschen, die da durchkommen, sondern auch Einheimische. Und dazu gehört ein gutes Glas Wein.» Nun schaltete sich Jimmy ein: «Ja, Wein haben die im Südtirol guten.» Roger konnte nur zustimmen: «Ich trinke immer einen Weisswein. Und zum zweiten Glas gibt es dann gerne auch einen Insalata Caprese.» – «Klingt gut», meinte Jimmy. «Natürlich zieh ich dann noch weiter und esse irgendwo einen Teller Pasta. Dazu gibt’s Rotwein.» – «Bei schönem Wetter kann man das alles auch bei mir haben. Wenn ihr draussen Platz nehmt, seht ihr viele Leute vorbeiziehen. Ich habe ausgezeichneten Wein, und Pasta steht auch auf der Karte.» – «Ach, du weisst doch, wie das ist, sobald man wieder auf der Alpennordseite ist, schmeckt alles anders. Hier bei dir liebe ich das Feierabendbier. Man hat eben so seine Rituale.» Dem konnte ich nur zustimmen. Irgendwann legte ich das Geld auf den Tresen und sagte zu Jimmy: «Bis in einer Woche.» Und er antwortete: «Bis nächste Woche.» Ich trat nach draussen und dachte noch eine Weile über die unterschiedlichen Rituale nach. Wichtig sind sie jedenfalls immer, ging es mir durch den Kopf. Denn sie geben einem das Gefühl, zu Hause zu sein – wo auch immer man ist.
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