Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: Was lange währt...

Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. «Auf dem Stelzenaral geht was», sagte ich zu Roger, nachdem ich mit ihm angestossen hatte. «Sieht ganz so aus», meinte er.

«Das war auch so ein Projekt, bei dem viel geplant und wenig realisiert wurde.» – «Ich weiss, was du meinst. ‘In Meilen wird vor allem viel geplant.’ So hat es doch früher geheissen, oder?» – «So hat man nicht nur gesagt. Es war tatsächlich so. Wenn ich nur schon an das Dorfzentrum denke! Bis das mal endlich geboren war!» – «Rund achtzig Jahre hat es nun gedauert, bis das Stelzenland endlich überbaut werden konnte. Ursprünglich sollte ein Kirchgemeindehaus darauf zu stehen kommen», gab ich mein Zeitungswissen zum Besten. «Und zwanzig Jahre hat es gedauert, bis klar war, dass nichts entstehen würde», meinte darauf Roger und fuhr fort: «Nochmals zwanzig Jahre später sollte ein Kulturzentrum dort gebaut werden.» Seine Informationen stammten aus derselben Zeitung. Und als wollte er das noch unterstreichen, fügte er an: «Damals hat dann die Schule nicht mitgemacht, sodass das Projekt begraben werden musste.» Wir tranken unser Bier aus und bestellten ein weiteres. Nachdem wir angestossen hatten, konnte ich aber noch mit einer kleinen «Neuigkeit» aufwarten. «Noch einmal rund zwanzig Jahre später hatte die Jugendarbeit der reformierten Kirche ein Projekt für ein Jugendzentrum am Start. Aber auch das versank in den Archiven, wegen zu hoher Kosten.» – «Woher weisst du das jetzt?» – «Das hat mir mal der Pfarrer erzählt, der damals für die kirchliche Jugendarbeit zuständig war», sagte ich mit einem Schmunzeln. «Alle zwanzig Jahre ein Projekt», sinnierte Roger. «Naja», meinte ich, «über manchen Eiern muss man eben etwas länger brüten, bis etwas daraus entsteht.» – «Und wenn es achtzig Jahre dauert!», meinte Roger lachend. Wir plauderten noch eine Weile über Planungsleichen und die schliesslich dann doch realisierten Projekte in unserem Dorf, bis ich gehen musste. Ich zahlte und rief zu Jimmy: «Dann bis nächste Woche!», und er rief zurück: «Bis in einer Woche!» Ich trat nach draussen, dachte über das Stelzenareal und die Planungen nach und sagte schliesslich vor mich hin: «Immerhin, was lange währt, wird endlich gut.»

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