Ich hatte es nicht eilig. Ich freute mich auf den kühlen Trunk, den ich alleine würde geniessen müssen. Denn Roger war nicht da. «Ist für ein paar Tage verreist», wusste Jimmy zu berichten. «Ich glaube, ins Südtirol oder so.» Endlich war mein Glas voll, und Jimmy stellte es vor mich hin. «Prost», sagte er. Ich hob das Glas in seine Richtung und nahm einen grossen Schluck. «Das tut gut», meinte ich mit einem erleichterten Seufzer. Dann sah ich ihn an und fragte: «Und was läuft?» – «Nicht viel», meinte Jimmy mit Blick in den weitgehend leeren Raum. «Es sind Ferien» fuhr er fort. «Meilen ist ausgestorben. Es läuft nichts. Da bin ich direkt froh um die Ausflügler, die vom Schiff kommen oder aufs Schiff warten und bei dieser Gelegenheit bei mir einkehren.» Ich liess einen weiteren Schluck meine Kehle runterkullern, während Jimmy gemächlich die Theke mit seinem Lappen abrieb. «Dann verkaufst du im Moment besonders viel Eis?» Jimmy nickte. «Ja, Eis wird häufig verlangt. Und Apérol Spritz.» – «Bier bestimmt auch», warf ich ein. «Natürlich. Aber nicht besonders viel.» Wir schwiegen wieder. Zwischen zwei Fingern drehte ich wechselweise mein Glas erst nach links und dann wieder nach rechts und wieder zurück. Und dachte dabei an nichts. Jimmy trocknete ebenso gedankenverloren die Gläser. Ich bat ihn um eine weitere Stange, und er liess mit besonderer Sorgfalt den köstlichen, kühlen Saft ins Glas rinnen. «Man muss gar nicht in die Ferien gehen. Hier ist es doch viel ruhiger als irgendwo am Strand im Süden», sagte ich in die Stille hinein. «Ja, wenn du es ruhig haben willst, bist du dieser Tage in Meilen am rechten Ort.» Wieder versiegte der Gesprächsfluss. Also widmete ich mich wieder meinem Gerstensaft, und Jimmy begann die Schnapsflaschen hinter sich abzustauben. Schliesslich legte ich dankend das Geld auf die Theke und sagte: «Dann bis in einer Woche.» Jimmy blickte über die Schulter und sagte: «Bis nächste Woche!». Ich trat nach draussen, freute mich an den warmen Temperaturen und am süssen Duft des Sees und machte mich gemächlichen Schrittes durch das still daliegende Meilen nach Hause.