Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich sass ich in der Bar und trank mein Bier. Carla sass auch da und trank wie immer, wenn sie in die Bar kam, einen Weisswein. Wir plauderten ein wenig.
Schliesslich fragte sie mich: «Machst du auch gelegentlich bei Umfragen mit?» – «Eher nicht. Wieso?» – «Ich bin da jetzt in so einer Kartei und werde auch per Mail eingeladen.» – «Und?» – «Ich hielt mich immer für einen liberalen Menschen.» – «Aber die Umfrage hat dir etwas anderes klar gemacht?» – «Ja, so in etwa. Das Thema war Energiesparen. Und man wurde in unterschiedlichen Zusammenhängen gefragt, ob der Staat den Privaten und der Industrie gesetzlich vorschreiben solle, wieviel Energie sie verbrauchen dürften.» – «Was hast du geantwortet?» – «Ich habe zu meinem Erstaunen durchwegs gesagt, der Staat solle mit Vorgaben eingreifen.» – «Ich verstehe», sagte ich und nahm einen Schluck. «Das ist nicht mehr liberal.» – «Spätestens seit den achtziger Jahren wissen wir, dass der ansteigende CO2-Verbrauch den Klimawandel hervorbringen wird. Und nichts ist geschehen!» – «Stimmt! Wir haben Jahr für Jahr mehr CO2 in die Luft abgegeben.» – «Und jetzt plötzlich geht’s!» Carla ereiferte sich in einem Mass, wie ich es noch nie bei ihr gesehen hatte. «Die Temperaturen in den öffentlichen Gebäuden werden gesenkt, und im Hallenbad muss man nun bei einem Grad weniger schwimmen.» – «Wobei die Begründung nicht der Klimawandel ist, sondern die zunehmend teure und knappe Energie.» – «Erst wenn es ans Portemonnaie geht und die Versorgungssicherheit gefährdet ist, reagieren wir.» – «Not lehrt handeln!» – «Die Not, in die wir rasseln, wenn der Klimawandel weitergeht, ist nicht weniger konkret. Die Gletscher schmelzen, Dürren nehmen zu…» – «Appelle an die Vernunft haben offensichtlich nichts gebracht.» – «Darum bin ich nun plötzlich für staatliche Befehle.» – «Fühlt sich nicht gut an, oder?» – «Ganz und gar nicht. Aber alle Alternativen haben versagt.» Ich schwieg nachdenklich. Dann fragte sie: «Darf ich dir noch ein Bier offerieren?» – «Danke, nein. Ich muss weiter.» – «Ok», sagte Carla und gab Jimmy ein Zeichen, ihr noch einen Wein zu bringen. «Bis in einer Woche», sagte ich. «Ja, bis nächste Woche», antwortete Jimmy. Ich trat in die Nacht hinaus und nahm mir vor, zu Hause gleich als erstes den Thermostat runterzustellen.
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