- Kolumne
- Beni Bruchstück
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Neulich sass ich an der Bar. Vor mir stand ein Bier. Jimmy gesellte sich zu mir.
«Nun geht die Weihnachtszeit los», meinte er. «Spürst du das am Umsatz?», fragte ich. «Schon. Zum Beispiel am ersten Advent waren viele unterwegs. Sie kamen nach dem Weihnachtsmarkt noch zu mir, assen eine Kleinigkeit oder tranken etwas Warmes.» – «Der Weihnachtsmarkt ist eine schöne Tradition.» – «Ich kann leider nie gehen. Muss immer hier servieren.» – «Ein Highlight ist natürlich das Schmücken des Baumes durch die Kinder. Die lieben es, ihre Kugeln in luftiger Höhe aufhängen zu dürfen.» – «Weihnachten ist eben ein Kinderfest.» – «Mein persönliches Highlight sind die Treichler, die um Punkt sechs die Ankunft des Samichlauses ankündigen. Gut es sind jeweils mehrere Chläuse», präzisierte ich, «aber dieser Einzug, angeführt von den Treichlern, hat schon eine eigene Kraft.» – «Wie muss ich mir das vorstellen?» – «Da gehen knapp zwanzig in weissen Kutten gekleidete Männer durch den Markt, haben je zwei Glocken an einem Joch über ihre Schultern gehängt und schwingen nun diese Glocken möglichst im Gleichklang.» – «Das ist bestimmt eindrücklich.» – «Sehr! Die Treichler legen den klanglichen Teppich aus, auf dem dann die Samichläuse ins Dorf einziehen.» – «So wie bei Asterix, wenn Caesar in ein Dorf kommt. Da gibt’s dann auch eine Vorhut und einen der schreit: ’Platz da, im Namen des Caesar!’» – «Nur die Chläuse kommen dann nicht mit Pauken und Trompeten und hoch zu Ross, sondern zu Fuss mit einem Esel. Und sie bringen nicht Not und Unterdrückung, sondern süsse, leckere Guetzli.» – «Starker Vergleich! Ich glaube, nächstes Jahr muss ich für den Chlaus-Einzug hier mal ein kurzes Timeout nehmen und mir das Ereignis anschauen.» – «Ich kann’s dir nur empfehlen», meinte ich. «Darauf zapf ich dir gleich noch ein Bier», sagte Jimmy und machte sich an die Arbeit. Dieses zweite Bier genoss ich dann sehr viel ruhiger und stiller. Jimmy musste wieder arbeiten. Ich liess noch einmal die Bilder vom grossen Christbaum, den strahlenden Kinderaugen, den klingenden Treichlern und den zufriedenen Menschen vor meinem inneren Auge erscheinen. Dann zahlte ich. «Bis in einer Woche», rief ich Jimmy zu, der wie immer antwortete: «Bis nächste Woche!». Dann trat ich in die dunkle Nacht hinaus und freute mich auf die bevorstehende Advents- und Weihnachtszeit.
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