- Kolumne
- Beni Bruchstück
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Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Es war klar, dass es heute für Roger nur ein Thema gab: Fussball.
Beim Anstossen fragte er auch gleich: «Ich habe dich gar nicht im Public Viewing gesehen. Weder beim Eröffnungsspiel noch beim ersten Spiel der Schweizer. Wo warst du?» Ich wischte mir den Schaum vom Mund und antwortete: «Ich habe meinen Onkel in Deutschland besucht. Er ist krank. Und als ich den Besuch festlegte, hatte ich die EM nicht auf dem Radar.» – «Den ersten Punkt lasse ich als Entschuldigung gelten. Den zweiten nicht. Wie kannst du nur das Datum der Eröffnung nicht im Aktivspeicher haben!» Ich hob entschuldigend die Hände und sagte: «Die EM hat mich dann trotzdem eingeholt. Ich war am Tag der Eröffnung unterwegs, und der Zug war voll. Nur mit Glück, und weil ich schon in Zürich einsteigen konnte, hatte ich für den Grossteil der Strecke einen Sitzplatz. Nach dem Umsteigen in Mannheim wurde es noch schlimmer. Die Züge waren überfüllt von Fussballfans. Es herrschte Ausnahmezustand. Die Zugbegleiter hätten eigentlich dafür sorgen sollen, dass die Gänge frei passierbar blieben. Aus Sicherheitsgründen. Doch sie waren chancenlos. Natürlich hatten alle Züge Verspätung.» – «Chancenlos ist ein gutes Stichwort. Das waren am Abend auch die Schotten. Sie waren der ideale Gegner, an dem sich die Deutschen aufbauen konnten. Das war wichtig für ihr Selbstvertrauen.» – «Die Schweizer haben aber auch nicht schlecht begonnen.» – «Das war ja das Tolle. Anständig gespielt, klar gewonnen. So startet man gerne in die EM.» Rogers Glas war schon leer. Ich beeilte mich, den Boden in meinem Glas zu suchen, denn zwei frische Stangen waren schon unterwegs. «Jetzt», fuhr Roger fort, «müssen wir nur noch die Deutschen schlagen, und dann sind wir Gruppenerster!» – «Du sagst das, als wäre es ein Kinderspiel.» – «Ein Kinderspiel vielleicht nicht. Aber zu schlagen sind sie. Und wer will uns dann noch am Titel hindern?» Ich freute mich an Rogers Freude, sagte dann aber: «Wir werden es ja erleben.» Ich klopfte ihm auf die Schulter, zahlte und sagte zu Jimmy: «Dann bis in einer Woche.» – «Bis nächste Woche», antwortete er. Ich trat nach draussen und nahm mir vor, das nächste Schweizspiel im Public Viewing anzusehen. «Diese Stimmung will ich erleben. Vor allem, wenn wir Deutschland schlagen sollten.»
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