Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: Sport

Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Roger hielt mir zufrieden lächelnd seine Stange hin, und wir stiessen an.

«Du scheinst heute gut gelaunt zu sein», meinte ich. – «Lara Gut-Behrami hat wieder gewonnen!», kam es ungebremst aus ihm hervor. – «Der läuft’s im Moment rund», meinte ich darauf. – «Naja,», Roger setzte seinen Kennerblick auf, «Sie hat die grosse Kugel, das heisst den Sieg im Gesamtweltcup, noch nicht auf sicher. Beim letzten Super-G ist sie nur Sechste geworden.» – «Dann bleibt das Rennen um die Kugel wenigstens noch spannend.» – «Dieses Jahr haben die Schweizer die Möglichkeit, zum ersten Mal seit langem beide grossen Kugeln zu gewinnen.» – «Wer ist es bei den Männern?» – «Das fragst du noch? Marco Odermatt natürlich!» – «Ach ja, wie konnte ich den vergessen.» Für die Dauer eines herzhaften Schlucks des goldenen Getränks wurde es still zwischen uns. Dann, nach einem geniesserischen Seufzer, meinte ich: «Im Schwimmen hat’s auch eine Medaille gegeben.» – «Ja, die macht Spass. Aber für Roman Mityukov ist es hart. Er war zwar zufrieden mit der Zeit, aber nicht mit dem Platz. Und ich kann das verstehen.» – «Du meinst, er hat nicht Silber gewonnen, sondern Gold verloren?» – «So wird es sich für ihn angefühlt haben. Letztes Jahr hat er Bronze gewonnen. Und die beiden, die damals schneller waren als er, waren dieses Jahr nicht am Start. Daher war er ja auch als Erster gesetzt.» – «Was ist denn passiert?» – «Naja, die Luft auf diesem Niveau ist dünn. Und wenn du nicht bis zum Schluss Höchstleistung abrufen kannst, besteht die Gefahr, dass ein anderer sich dir vor die Sonne stellt.» – «Und das ist geschehen?» Roger nickte. «Bis fünfzig Meter vor Schluss hat er geführt. Doch dann hat ein Spanier aufgedreht und ihn auf den letzten Metern geschlagen.» – «Dann hoffen wir auf Olympia», meinte ich und legte das Geld auf den Tresen. «Das ist das Schöne am Sport», sagte Roger mit zufriedenem Gesicht, «es bleibt immer spannend.» Ich verabschiedete mich und rief zu Jimmy: «Bis in einer Woche!» Und er antwortete: «Bis nächste Woche.» Ich trat nach draussen, schloss die Jacke über meinem Bauch und dachte, ein bisschen mehr Sport würde mir auch nicht schaden.

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