- Kolumne
- Beni Bruchstück
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Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. «Wusstest du, dass in Obermeilen mal ein Gaswerk gestanden ist?», fragte ich Roger, der sich gerade den Schaum von den Lippen wischte.
Er dachte nach. «Kann sein. Wieso meinst du?» – «Nun, ich wohne ja schon eine ganze Weile in Meilen. Und besonders Obermeilen meinte ich einigermassen zu kennen.» – «Aber?» – «Dann habe ich am Dorfrundgang vom Heimatbuch Meilen teilgenommen und ganz viel Neues über ein vermeintlich bekanntes Quartier erfahren.» – «Nämlich?» – «Eben, dass dort, wo heute die Tankstelle ist, früher ein Gaswerk stand. Oder dass der Johannes Aeppli, nach dem eine Strasse benannt ist, bei den Pfahlbauspezialisten weltweit eine berühmte Figur ist.» – «Habe ich nicht gewusst.» – «Siehst du! Oder hast du gewusst, dass es mal eine Schlacht von Meilen gegeben hat. Das muss ein Scharmützel gewesen sein. Aber als man beim alten Schulhaus den Weg neu machte, fand man dort menschliche Knochen, die von dieser Schlacht stammen.» – «Konnte man das nachweisen?» – «Nun, das sind dann so Geschichten, die man sich erzählt. Aber unwahrscheinlich ist es nicht.» – «Muss eine spannende Führung gewesen sein!» – «Interessant waren natürlich auch die Geschichten und Anekdoten, die von Einheimischen erzählt wurden. Du kennst das ‹Schwerihaus›?» – «Das an der Seestrasse?» – «Das hat einmal einem russischen Oligarchen gehört. Und wenn der mit dem Auto das Haus verlassen wollte, haben die Bodyguards die Strasse gesperrt, damit er ungehindert wegfahren konnte.» – «Unglaublich!» – «Die Kantonspolizei ist dann mal dort vorbeigegangen und hat dem werten Herrn erklärt, dass das bei uns, sagen wir, unüblich ist.» Roger musste lachen. «Und eine Kapelle hat es in Obermeilen auch mal gegeben. Die ist für den Ausbau der Seestrasse abgerissen worden.» – «Der Rundgang hat dir offensichtlich Eindruck gemacht.» – «Und zum Abschluss hat die Gemeinde noch einen schönen Apéro spendiert.» – «Dann spendiere ich dir nun noch eine Stange.» Gesagt, bestellt. Wir redeten noch viel. Doch schliesslich rief ich Jimmy zu: «Bis nächste Woche!» – «Bis in einer Woche», antwortete dieser. Und als ich in den Abend hinaustrat, dachte ich bei mir: So ist es doch auch bei den Menschen. Wenn man Interesse zeigt, werden sie interessant.
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