«Das Jahr nimmt Fahrt auf», meinte ich. Jimmy aber wies mit der Hand in sein fast leeres Lokal und zog fragend die Stirn hoch. «Ja, du merkst es im Moment vielleicht nicht. Aber wenn ich lese, was in musikalischer Hinsicht alles vorbereitet wird, dann hat dieses Jahr einiges zu bieten.» – «Das stimmt», meinte nun auch Jimmy, «’Filterlos› hat Aufnahmen gemacht, die man wohl in diesem Jahr zu hören und zu sehen bekommt.» – «Und die Kantorei Meilen lanciert ein ganzes Bachjahr. Wenn ich nur schon ‘Johannespassion’ und ‘Weihnachtsoratorium’ lese, wird klar, dass da Hochkarätiges geplant ist.» Jimmy stellte das letzte Glas an seinen Ort, faltete das Tuch und begann die Arbeitsfläche trocken zu reiben. Dann sagte er: «Und es gibt noch mehr Musik. Der Musikverein wird bald sein Jahreskonzert spielen. Kurz danach wird der Männerchor seinen grossen Auftritt haben.» – «Soll noch einer sagen, es laufe in Meilen nichts! Ich finde es unglaublich, wie viele Menschen in unserem Dorf nur schon in Sachen Musik engagiert sind.» Jimmy legte das Tuch zur Seite. «Noch ein Bier?» – «Ja, wieso nicht», meinte ich. Jimmy ging an den Zapfhahn und sagte: «Dabei haben wir die Veranstalter von Musik noch gar nicht aufgezählt. Ich meine, die Mittwochgesellschaft hat die Swiss Tenors organisiert. Und der Jazzclub hat auch wieder ein Festival in Planung.» – Ich nickte. «Leider habe ich das Winterkonzert der ‹Vier Jahreszeiten› nicht gehört. Das muss grossartig gewesen sein.» Jimmy stellte mir die Stange hin und meinte: «Man kann eben nicht überall dabei sein.» – «Ja, leider», meinte ich und nahm einen weiteren Schluck. Wir sprachen noch eine Weile über das reichhaltige Musikleben in unserem Dorf. Schliesslich meinte Jimmy: «Meilen ist eben ein musikbegeistertes Dorf.» Er musste wieder an die Arbeit. Ich legte das Geld auf die Theke und sagte: «Dann bis in einer Woche!» Jimmy antwortete: «Bis nächste Woche», und machte sich zu einem Gast auf. Ich trat in die winterliche Nacht hinaus. Auf dem Nachhauseweg hatte ich plötzlich ein Lied im Ohr: «’Viva la musica›. In Meilen jedenfalls lebt sie!»