Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: Meilens Prime Tower

Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Da kam endlich wieder einmal Carla herein. Sie bestellte ein Glas Weisswein. «Worauf stossen wir an?» fragte sie, als ich ihr mein Glas hinhielt.

Ich überlegte kurz: «Auf den neuen Veloturm?» – «Du meinst Meilens Prime Tower. Ok, meinetwegen.» – «Das neue Gebäude scheint dich nicht gerade vom Hocker zu reissen.» – «Schön ist es nicht. Der Baum, der vorher dort stand, gefiel mir besser.» – «Aber irgendwo müssen die Fahrräder doch geparkt werden, oder?» – «Die meisten E-Bikes heute haben doch eine Wegfahrsperre, die losgeht, wenn einer das Rad klauen will.» – «Trotzdem werden sie immer noch nass, wenn es regnet. Dieses Problem löst der Turm auf kleinem Raum.» – «Aber du gehst mit mir einig, dass es kein ästhetisches Meisterwerk ist.» – «Einverstanden.» Wir stiessen noch einmal an. «Aber», begann ich wieder, «fun fact: Ich habe ChatGPT nach dem Veloturm befragt.» – «Was genau hast du denn gefragt?» – «Ich habe gefragt, ob es in Meilen einen Veloturm gäbe. Und ChatGPT bejahte meine Anfrage und erzählte mir, dass der Veloturm seit 2014 dort stehe und für rund 400 Fahrräder Platz biete.» – «Da hat der Chat wohl etwas halluziniert.» – «Das kann man wohl sagen. Aber irren ist menschlich, und die Chats wollen ja menschenähnlich erscheinen. Also habe ich noch einmal gefragt und bekam prompt eine neue, korrigierte Antwort.» – «Nämlich?» – «Nun hatte der Turm nur noch Platz für 300 Fahrräder, wurde allerdings schon 2011 erbaut. In dieser Antwort hatte der Turm zudem den Schweizer Solarpreis und den European Building Award gewonnen.» – «Nobody’s perfect, kann man nur sagen.» – «Immerhin zeigt die Antwort, dass der Turm mit einer entsprechenden Umgestaltung auch noch irgendeinen Umweltpreis gewinnen könnte.» – «Da bin ich aber gespannt, wer für diesen Turm noch eine Auszeichnung findet.» Carla trank ihr Gals leer. Auch ich brach auf. «Bis nächste Woche, Jimmy!» – «Bis in einer Woche», antwortete er. Wir traten hinaus. «Immerhin hat der Turm die Gemeinde nichts gekostet», meinte Carla: «Hässlich, dafür trockene Fahrräder ohne Steuergelder. Das ist doch was!» Wir lachten. Und lachend gingen wir auseinander.

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