- Kolumne
- Beni Bruchstück
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Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Verbunden mit einem gegenseitigen «Prost!» stiessen Roger und ich an.
Dann begann er zu erzählen: «Ich habe gerade vorhin noch meinen Nachbarn gesehen. Der sah so richtig übernächtigt aus.» Roger sagte das mit einem leicht hämischen Schmunzeln. «Du scheinst zu wissen, weshalb», sagte ich und wollte ihm damit weitere Informationen entlocken. «Oh ja! Junges Leben hat bei ihm Einzug gehalten», sagte er geheimnisvoll und nahm einen Schluck, statt weiterzureden. «Du meinst, er hat eine Affäre mit einer jungen Frau.» – «Weit gefehlt», kam es prompt aus dem schaumverschmierten Mund meines Nachbarn. Er wischte sich den Mund trocken und sagte: «Nein, der ist seiner Frau treu. Aber sie haben vor zehn Tagen einen jungen Hund bekommen. Einen Dalmatiner. Echt süss, aber anstrengend!» – «Das habe ich schon gehört, die seien wie kleine Kinder. Man muss sie ständig beaufsichtigen.» – «Du sagst es!», bestätigte Roger fachmännisch, als ob er selber den jungen Hund bekommen hätte: «Und als ob das nicht genug wäre, haben sie nun auch noch zwei junge Katzen aufgenommen.» – «Wow!», kam es spon-tan aus meinem Mund. «Die wollen’s aber wissen.» – «Sie hatten immer Haustiere. Und im vergangenen Jahr sind sowohl ihr Hund als auch ihre Katze altershalber gestorben. Nun haben sie wieder neu angefangen.» Ich widmete mich meinem Bier und fragte schliesslich: «Wollten sie den Aufwand nicht lieber staffeln? Ich meine, drei Jungtiere aufs Mal, das ist nicht ohne! Und die Arbeit zu Hause und im Beruf muss ja auch noch erledigt werden.» – «Es scheint für die Tiere einfacher zu sein, wenn sie sich gleich von Beginn weg daran gewöhnen, dass sie zusammengehören, hat er mir erklärt. Der Preis, den sie dafür zu zahlen haben, ist wenig Schlaf und die vielen Blessuren.» – «Blessuren?» – «Du solltest seine Hände und Arme sehen. Erstere sehen aus, als hätte einer mit Nadeln wahllos drin rumgestochen. Und letztere weisen Kratzspuren auf, als wäre er eben erst durch einen Dornbusch gekrochen.» Das leuchtete mir ein. Aber ich musste weiter. Ich rief zu Jimmy: «Bis in einer Woche!», und er antwortete: «Bis nächste Woche.» Ich trat nach draussen und konnte verstehen, dass so junges Leben in der Bude schon toll ist. Aber ein gemütliches Feierabendbier hat eben auch etwas für sich.
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