- Kolumne
- Beni Bruchstück
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Neulich sass ich an der Bar und trank ein Bier. Roger war auch da. Er erzählte vom Repair Café.
«Ich brachte meinen alten CD-Player. Gewisse Tasten funktionierten nicht mehr.» – «Und, konnten sie dir helfen?» – «Das konnten sie. Der junge Mann hat das Gerät erst mal aufgeschraubt und auf Herz und Nieren geprüft.» – «Habt ihr gewusst, diese Redewendung stammt auch aus der Bibel.» Der Pfarrer war auch da. «Das nenne ich einen kirchlichen Lauschangriff», sagte ich, hielt dem Pfarrer mein Bier zum Anstossen hin und holte ihn so in unser Gespräch herein. «Ja, verzeih», entgegnete der Pfarrer. «Ich mache eine Predigtreihe über biblische Sprichwörter. Darum…» – «Und was bedeutet das Sprichwort?» fragte Roger. «Dass Gott eben ins Innerste des Menschen sieht. Es bleibt ihm nichts verborgen.» – «Und was hat der junge Mann in deinem CD-Player gefunden?», fragte ich. «Er hat einfach einige Kontakte vom Staub befreit.» – «Siehst du, das müssen wir auch in unseren Herzen. Immer mal wieder abstauben.» – «Dann klappt es mit den Kontakten wieder», sagte Roger spontan, der zunehmend Freude am Gespräch fand. «Und zwar zu Gott und zu den Mitmenschen. Das nennt die Bibel dann Vergebung», ergänzte der Herr Pfarrer. Darauf wandte ich ein: «Picasso hat gesagt, Kunst spült den Staub von der Seele.» – «Das stimmt doch auch», sagte Roger. «Aber was ist es nun?», hakte ich nach. «Wäscht Gott oder die Kunst den Staub von der Seele?» – «Oh, das ist gut. Das ist sehr gut.» Der Pfarrer war wieder inspiriert und machte sich Notizen. «Vielleicht ist da gar kein Unterschied», sagte Roger nachdenklich. «Vielleicht ist Kunst das Werkzeug, das Gott benutzt.» Der Pfarrer schrieb weiter fleissig auf seinen Zettel. «Dann müsste man ja nicht mehr in die Kirche, sondern könnte einfach in ein gutes Konzert gehen», führte ich den Gedanken weiter. Der Pfarrer stutzte. Er bezahlte. «Das würde erklären, weshalb mehr Leute in Konzerte als in die Kirche gehen», sagte er und war dann auch schon weg. «Ich werde mir jedenfalls zu Hause mit einer Jazz-CD den Staub von der Seele spülen», sagte Roger. «Gute Idee», sagte ich und legte mein Geld auf den Tresen. «Bis nächste Woche», sagte ich zu Jimmy, der wie immer antwortete: «Bis in einer Woche!» Ich verliess die Bar und dachte noch: Gute Musik tut tatsächlich auch an Herz und Nieren gut.
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