- Kolumne
- Beni Bruchstück
Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Ich stiess mit Roger an. «Sag mal», begann er das Gespräch, «wann beginnt eigentlich der Herbst?» – «Ende September, hätte ich gesagt. Ich glaube so um den 22. Wieso fragst du?»
Roger antwortete: «So habe ich es in meiner Kindheit und Jugend auch gelernt. Der Frühling beginnt am 21. März, der Sommer am 21. Juni, Herbstanfang ist am 22. September, und der Winter fängt am 22. Dezember an. Oder so ähnlich.» – «Und wo ist das Problem?», fragte ich und führte mein Glas zum Mund. «Naja, man hört und liest immer öfter, dass der 1. September der Herbstbeginn sei und dass der schön ausgefallen sei und so weiter. Das ärgert mich. Wie kommen die darauf, nun auf einmal den Beginn der Jahreszeiten neu anzusetzen?» Roger war sichtlich verstimmt, und ich war versucht zu sagen «Was hast denn du für Probleme?», aber ich tat es nicht. Stattdessen antwortete ich: «Das ist mir auch schon aufgefallen. Aber dann habe ich bemerkt, dass die zwischen dem meteorologischen und dem astronomischen Herbstbeginn unterscheiden.» – «Und wozu das Ganze?» – «Ich vermute, die Meteorologen sind etwas einfach gestrickt. Sie wollen die Jahreszeit mit dem Monatsbeginn starten, während der astronomische Kalender sich nach dem Stand der Sonne richtet. Frühling und Herbst beginnen mit der Tag-und-Nacht-Gleiche, der Sommer am längsten Tag des Jahres, der Winter am kürzesten.» – «So ist es doch richtig. Das haben wir in der Schule gelernt.» – «Genau.» – «Ist doch viel sinnvoller. Die Tag-und-Nacht-Gleiche ist eine viel einleuchtendere Lösung. Das sind wesentliche Änderungen im Sonnenstand. Und der hat dann auch Einfluss auf das Wetter.» – «Da bin ich ganz bei dir. Nur, weshalb nervt dich das so sehr?» – «Ach, ich mag es nicht, wenn neumodische Fürze Altbewährtes verändern wollen.» Auch das konnte ich nachvollziehen. Dennoch verstand ich nicht wirklich, weshalb ihn das so enervierte. Aber vielleicht hatte Roger einfach einen schlechten Tag erwischt. Ich zahlte und verabschiedete mich. «Bis in einer Woche, Jimmy!» – «Bis nächste Woche», antwortete der. Ich trat nach draussen und dachte bei mir: Ich liebe alle Jahreszeiten. Nach dem heissen Sommer freue ich mich nun auf einen hoffentlich ebenso schönen Herbst.
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