Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: Heiss

Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. «Heiss ist es», sagte ich zu Roger und hielt ihm mein Bier hin. «Das kannst du laut sagen», gab er zur Antwort und stiess mit seinem Glas gegen meines. Dankbar liessen wir das kühle Gold unsere Kehlen hinunterfliessen.

«Das tut gut», seufzte Roger zufrieden. «Endlich ist der Sommer auch ohne Regen zu haben», fuhr er fort. «Wieso muss es nur gleich so extrem sein?», fragte ich. «Ich finde es zuweilen unglaublich anstrengend. Und wenn man bedenkt, wie heiss es im Mittelmeerraum jetzt ist…» – «Und in Saudi-Arabien erst!», fügte Roger an. «Da sind doch bei der diesjährigen Pilgerfahrt reihenweise Menschen gestorben.» – «Eintausenddreihundert Menschen sind dieses Jahr in Mekka gestorben.» – «Das ist schon extrem», sagte Roger vor sich hin und leerte sein Glas. Wir bestellten noch eine Runde. Jimmy zapfte zwei Stangen, stellte sie uns hin und blieb bei uns stehen. «Nicht viel los heute?», fragte ich. «Ach, du siehst es ja. Es ist Ferienzeit. Die Menschen sind aus dem heissen Meilen in den noch heisseren Süden gefahren.» – «Und wie ist das für dich?» fragte Roger. «Etwas mehr Umsatz wäre schon schön. Aber es schadet auch nicht, wenn ich es mal ein paar Tage ruhiger nehmen kann. Die anderen Tage werden dann auch wieder kommen.» Roger und ich nahmen einen Schluck. Und dann noch einen. «Der Klimawandel macht’s möglich» sinnierte Jimmy vor sich hin. «Ja, ich denke auch, dass wir uns mehr und mehr daran gewöhnen müssen, dass wir weniger warme Kleider brauchen, dafür öfters mal die Gummistiefel anziehen müssen.» – «Und aufpassen, wo wir unsere Häuser hinbauen!», ergänzte ich. «Sind arme Menschen, die aufgrund von Überschwemmungen und Hangrutschen ihr Zuhause verloren haben», meinte Jimmy. «Auch das kannst du laut sagen», meinte Roger. Jimmy zapfte noch ein weiteres Bier. Es war wirklich durstiges Wetter. Danach aber machte ich Feierabend. «Bis nächste Woche», sagte ich. Und Jimmy bestätigte: «Bis in einer Woche.» Ich trat in den tropischen Abend hinaus, freute mich am kühlen Blau des Sees und dachte: Noch ist der See kühl, wenn man heiss hat, und ein zuverlässiges Becken, wenn es regnet. Zwei weitere Gründe, weshalb ich dankbar bin, hier wohnen zu dürfen.

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