- Kolumne
- Beni Bruchstück
Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Als Roger dazukam sah ich ihm sogleich an, dass er über irgendetwas frustriert war.
Jimmy zapfte ihm sein Bier und stellte es vor ihn hin. Dann geschah erst einmal nichts. Roger sah nur die Stange an. «Worauf stossen wir an?», fragte ich augenzwinkernd und hielt ihm mein Glas hin. Mürrisch brummte er etwas und stiess sein Glas gegen meines. Dann setzte er an und trank es in einem Zug leer. «Wow! Da musste jemand einen grossen Ärger runterspülen.» – «Ach, hör doch auf!» Roger gab Jimmy ein Zeichen, ihm noch ein Bier zu zapfen. «Naja, immerhin hast du dich zu mir gesetzt», fuhr ich fort. «Daher gehe ich davon aus, dass du reden willst. Falls nicht, lass ich dich gerne alleine. Wobei ich hier an meinem Stammplatz sitze und du daher…» – «Ist doch wahr!», unterbrach er mich. «Das ist doch einfach nur Schade!» Schon an der Schreibweise lässt sich erkennen, dass er ein anderes Wort benutzte. Aber bleiben wir bei ‘Schade’. – «Da gewinnen sie in der Vorrunde alle Spiele, spielen grossartiges Eishockey, schlagen die stärksten Gegner. Aber sobald es in die K.o.-Runde geht, verlieren sie die Nerven.» Nun begriff ich: Roger war enttäuscht über das Ausscheiden der Schweizer bei der Eishockey-Weltmeisterschaft. «Zum vierten Mal in Folge!», rief er aus. Ich versuchte mitzufühlen. «Das muss hart mit anzusehen gewesen sein.» – «Die Schweizer sind schlimmer als Borussia Dortmund!» – «Wieso?» – «Die hätten mit einem Sieg im letzten Spiel deutscher Meister werden können. Aber nein, sie würgten ein Unentschieden hin, und Bayern München stemmte zum elften Mal in Folge die Meisterschale in den Himmel!» Rogers Sportwelt war durcheinandergeraten. «Auf diesem Niveau ist gewinnen eben zum grossen Teil Kopfsache», meinte ich. «Aber wieso kriegen das die Hockeyspieler nicht in ihren Kopf?», klagte Roger weiter. Da musste ich passen. «Ich bin kein Sportpsychologe.» Ich spendierte meinem Kollegen ein weiteres Bier. Langsam wurde er ruhiger, und ich konnte das Gespräch in eine andere Richtung lenken. Schliesslich lachte er sogar wieder. Ich bezahlte und sagte zu Jimmy: «Bis in einer Woche.» – «Bis nächste Woche!», antwortete er. Ich klopfte Roger auf die Schulter und verliess die Bar. Draussen dachte ich: Ist doch halb so schlimm. Roger lacht wieder!
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