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Neulich in Meilen: Gäste machen Freude

Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. «Lange nicht mehr gesehen», sagte ich mit erfreutem Gesicht und hielt Carla mein Bier hin. Die stiess mit ihrem Glas Weisswein dagegen und tat danach Gleiches mit Roger.

«Es war eben viel los in den vergangenen Wochen», meinte sie entschuldigend. «Und in den letzten Monaten», ergänzte Roger mit einem Lächeln. «Ich musste doch letzte Woche das Zürcher Film Festival besuchen. Da triffst du viele Menschen und siehst so viele tolle Filme!» – «Und davor?», fragte ich. «Ich weiss auch nicht.» Carla überlegte. «Ich hatte viel Besuch», sagte sie schliesslich. «Seid ihr auch immer so nervös, wenn Besuch kommt?», fragte Roger. «Schon», sagte ich langsam, «wobei ich es nicht Nervosität nenne würde. Man ist eben angespannt. Man freut sich, dass liebe Freunde kommen und hofft, dass es einen guten Abend gibt.» – «Also ich bin immer sehr nervös», wandte Carla ein. «Ich koche meist etwas Aufwändiges und dann wünsche ich mir schon, dass das Essen auch schmeckt.» – «Und ich räume und putze jeweils besonders gut die Wohnung, damit alles wirklich perfekt aussieht», ergänzte Roger. «Schliesslich will ich nicht, dass die Gäste innerlich die Nase rümpfen.» – «Oder zu Hause über das Essen meckern», ergänzte Carla. «Ja, diese Form von Anspannung kenne ich schon auch», sagte ich. «Aber dann sage ich mir: Wenn ich zu Besuch bin, dann achte auf diese Dinge gar nicht so sehr. Entscheidend ist für mich, dass ich eine gute Zeit mit meinen Freunden habe. Ich will gute Gespräche haben, mich mit ihnen austauschen, mit ihnen lachen.» – «Da hast du schon recht», gab Carla zu. «Trotzdem: Gäste sind immer auch Stress.» Und Roger fügte an: «Ich sage immer: Gäste machen einem zweimal Freude: Einmal, wenn sie kommen und dann nochmals, wenn sie gehen.» – «Das hört kein Gast gerne. Ist aber ehrlich», kommentierte ich Rogers Ausspruch. «Ja, ich wünschte mir manchmal, ich könnte alles etwas cooler nehmen», meinte auch Carla. «Aber das ist nicht so einfach.» Irgendwann bezahlte ich. «Bis nächste Woche», sagte ich zu Jimmy. «Bis in einer Woche», antwortete er. Ich trat nach draussen und dachte auf dem Heimweg: Ist doch schön, liebe Gäste machen einem sogar zweimal Freude. Was will man mehr?

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