Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: Fasnacht

Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Roger war nicht da. «Der bereitet sich auf die Fasnacht vor», erklärte mir Jimmy. «Wusste gar nicht, dass der sich gerne verkleidet», sagte ich leicht erstaunt.

«Ist glaube ich schon ‘ne ganze Weile dabei», meinte Jimmy. Ich nahm einen Schluck und sagte dann nachdenklich: «Ist ein komischer Name: Fasnacht.» Jimmy putzte die Theke und sagte: «Ist ein altes Wort und meint die Nacht vor der Fastenzeit.» – «Dann müssten wir nach der Fasnacht mit Fasten beginnen?», fragte ich. «Guttun würde es mir», ergänzte ich mit Blick auf meinen Bauch. «Ich hoffe allerdings nicht, dass die Leute zu sehr fasten», sagte Jimmy deutlich. «Weshalb nicht?» – «Das religiöse Fasten würde bedeuten, dass wir nur noch eine Mahlzeit am Tag und keine Eier und kein Fleisch mehr essen dürften», erklärte mir Jimmy. Und mit Verweis auf meine Stange ergänzte er: «Mit Alkohol wäre auch Schluss bis Ostern.» Ich verzog mein Gesicht, hielt aber dennoch fest: «Guttun würde es trotzdem.» – «Natürlich wäre das der Gesundheit bekömmlich. Aber sieben Wochen lang keinen Alkohol verkaufen, das wäre für mein Business ein echtes Problem. Und das Speiserestaurant könnte ich auch gleich schliessen.» Wo er recht hat, hat er recht, dachte ich, sagte aber: «Und Eier sind auch verboten? Die Hühner legen ja weiterhin.» – «Darum hat man dann an Ostern genug Eier zum Färben, Suchen und Tütschen.» Ich dachte laut nach: «Keinen Alkohol zu trinken, würde mir schon nicht schaden.» – «Und wenn du zu mir kommst, was willst du dann trinken? Ein Wasser?» Wieder verzog ich das Gesicht. «Kann man nicht einmal die Woche eine Ausnahme machen?» Jimmy dachte nach. «Für die Sonntage ist ein Fastenbrechen vorgesehen. Da darf man alles essen und trinken. Du könntest, wenn du zu mir kommst, jeweils das Fasten unterbrechen und weiter dein Bier trinken.» – «Bliebe noch die Vorgabe von nur einer Mahlzeit am Tag. Das überlebe ich nicht. Wäre auch für meine Umwelt nicht förderlich.» – «Dann iss halt so, dass du durch den Tag kommst», meinte Jimmy. «Nur komm weiterhin auch zu mir!» Ich lachte und legte dankend mein Geld auf die Theke. «Bis nächste Woche», sagte ich. «Bis in einer Woche», erwiderte Jimmy mit einem Lächeln. Ich ging nach draussen und fragte mich, wie mein Fasten aussehen könnte, ohne dass meine Mitmenschen unter mir leiden.

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