Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: ESC

Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. «Schaust du dir den ESC an?», fragte ich Roger beim Anstossen. «Den was?», fragte er zurück. «Den Eurovision Song Contest.» – «Ach so, den! Natürlich. Muss ja.» Er nahm einen Schluck.

«Als Meilemer kann man fast nicht anders, als vor dem Fernseher zu sitzen und sich die Show anzusehen.» – «Klingt nicht gerade enthusiastisch.» Ich muss zugeben, ich war etwas enttäuscht von seiner Reaktion. «Ach, weisst du, ich war nie der grosse ESC-Zuschauer.» – «Wieso denn nicht?» – «Es dauert mir zu lange. Und zu viele Songs gefallen mir nicht wirklich. Ich spule mir die Show spätabends einfach durch und schau mir die Höhepunkte an.» – «Aber dann kommst du doch gar nicht in den Flow! Du kannst gar keine Spannung aufbauen, wer denn gewinnt und so.» Ich versuchte ihm etwas mein ESC-Erlebnis zu vermitteln. Vorerst mit mässigem Erfolg. Ich setzte nach und sagte: «Ich finde es interessant, zu erleben, welche Musik in den verschiedenen Ländern gemacht wird. Wie viel Folklore mit einfliesst und wie viel kommerzielles Kalkül.» – «Das kannst du unterscheiden?», fragte Roger skeptisch. «Nun», antwortete ich, «ich mache mir da einfach meine Gedanken. Wissen tu ich’s ja nicht. Und dann mache ich mir eine Rangliste, überlege mir, welche wohl in die Top Five kommen und tippe daraus dann auf die Siegercrew.» – «Und? Hast du auch schon mal richtig getippt?» – «Nein. Nie. Ausser letztes Jahr. Da habe ich auf Nemo getippt.» – «Hast du auch schon getippt, als Sandra Studer mitsang?» – «Nein. Damals war der ESC noch nicht auf meinem Radar. Aber dieses Jahr werde ich doppelt mitfiebern. Zum einen, weil er in der Schweiz stattfindet, und zum anderen, weil ‘unsere’ Sandra Studer moderiert! Ein Millionenpublikum, und eine von uns steht im Zentrum. Nicht schlecht, oder?» – «Hat was», meinte Roger, und seine Körpersprache verriet mir, dass er nun doch auch etwas Feuer gefangen hatte. Das reichte mir. «Wir reden nach der Show weiter», sagte ich und legte das Geld auf den Tresen. Ich ging an Jimmy vorbei und sagte: «Bis nächste Woche.» Und er erwiderte: «Bis in einer Woche.» Ich trat nach draussen und überlegte mir, ob ich noch genug Chips und Bier zu Hause hatte für einen ganzen ESC-Abend. Vielleicht mache ich mir auch ein paar Lachsbrötchen und trinke einen Weisswein dazu.

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