«Das ist nun fast schon tautologisch», hörte ich eine Frauenstimme neben mir sagen. Ich schaute rüber und erkannte Carla, die gelegentlich ebenfalls den Feierabend in der Bar begeht. Sie tut dies allerdings stets mit einem Glas Weisswein. Ein solches stand auch heute vor ihr. «Hey Carla! Was ist denn daran tautologisch», fragte ich und hoffte zugleich, mit dieser Frage herauszufinden, was tautologisch überhaupt bedeutet. – «Wenn einer sagt, ‘Krieg ist Krieg’ oder ‘Geschäft ist Geschäft’, dann ist das tautologisch. Und wenn du feststellst, ein gutes Bier sei einfach etwas Gutes, dann sagst du nichts Neues. Das ist irgendwie tautologisch.» – «Aber hast du nicht gehört, wie ich das gesagt habe? Da steckte doch auch der ganze Genuss drin und was das gute Bier an Gutem bei mir bewirkt.» – «Schon klar.» Sie nahm einen Schluck von ihrem Weisswein und fuhr fort: «Das Tolle ist, auf solchen Selbstverständlichkeiten basieren auch viele Witze.» – «Nämlich?» – «Naja, wenn eine Blondine zu viel heisses Wasser kocht und dann sagt: ‘Das restliche Wasser frier ich ein. Heisses Wasser kann man immer gebrauchen.’ Dann spielt dieser Witz mit der Tautologie.» – «Der ist gut», sagte ich lachend. «Oder», setzte Carla nach, «kürzlich habe ich jemand sagen hören: ‘Dieser Wein ist etwas traubenlastig’. Das fand ich schon lustig. Vor allem, weil man bei ihm nicht sicher war, ob er es ernst meinte.»

Ich lachte über diesen Schwätzer, aber auch darüber, dass mir eine Frau Witze an der Bar erzählte. Das war doch eher unüblich. Gehörte es sich nicht so, dass Männer die Witze erzählen und Frauen darüber lachen? Wäre das dann auch eine Tautologie? Männer an der Bar erzählen Witze, Frauen an der Bar lachen darüber? Ist das dasselbe wie «Geschäft ist Geschäft»? Nun, Carla hatte diese Selbstverständlichkeit heute durchbrochen. Und das gefiel mir irgendwie. Ich genoss den Rest meines guten Bieres, zahlte und wünschte Carla einen schönen Abend. «Dann bis nächste Woche!», rief ich Jimmy zu. Der antwortete: «Ja, bis nächste Woche».