Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: Ein Fest ohne Grund

Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Jimmy hatte wieder einmal Zeit zu plaudern, daher fragte er: «Und, wie geht’s so?» – «Ganz gut», antwortete ich.» – «Gehst du noch in die Ferien?» – «Nicht wirklich. Macht ja auch keinen Spass, jetzt zu verreisen.» – «Hast recht, hier ist es heiss genug.

Da muss man nicht noch in den Süden fliegen.» – «Fliegen sowieso nicht», meinte ich. «Du bist im Moment nie sicher, ob der Flieger auch tatsächlich geht und wie viele Stunden du beim Check-in anstehen musst!» Jimmy nickte und schaute gedankenverloren zu seinen gut besetzten Tischen. «Es läuft ja auch hier einiges», setzte ich wieder ein. «Ich war zu einem Fest eingeladen. Am See. Das war wunderschön!» – «Da kommt mediterrane Stimmung auf, ohne dass man am Mittelmeer ist, kann ich mir vorstellen», Jimmy war nun wieder bei mir. Ich begann zu schwärmen: «Es war fantastisch.  Man wurde mit Champagner empfangen, es gab kühles Bier, erlesenen Wein…» – «Wow, muss ein toller Abend gewesen sein!» – «Er war wunderschön. Am Tisch lernte ich nette Menschen kennen, das Essen war hervorragend und schliesslich gab es gute Musik, die zum Tanz einlud.» – «Hast du getanzt?» – «So lange mich meine alten Knochen trugen!» Jimmy lachte. «Was war denn der Anlass für dieses Fest?» – «Es gab keinen.» – «Niemand hatte Geburtstag oder so?» – «Nein, es war ein Fest ohne Grund.» – «Viel Aufwand für eine Fete ohne äusseren Anlass.» – «Es fühlte sich an, als ob wir das Leben feierten. Als wäre das Motto: Life is beautiful!» – «Solche Feiern sollte es öfter geben!» – «Es war auch eine Art Aufatmen, nach eine langen schwierigen Zeit.» – «Die Zeiten sind nicht gerade besser geworden, wenn man die Nachrichten schaut.» – «Umso mehr hatte es etwas von ‘Trotzdem!’ Eine Art fröhlicher Protest, das Hochhalten einer Wahrheit, die eben auch gilt.» – «Zumindest bei dir scheint das Fest nachhaltig gewirkt zu haben.» – «Ach, es sollte mehr solche Feiern geben!» – «Du sitzt ja auf dem Trockenen. Kann ich Dir noch ein Bier bringen?» Jimmy blieb bei allem Reden Geschäftsmann. «Nein danke. Ich muss weiter.» – «Na dann, bis in einer Woche!» – «Aber ja doch, bis in einer Woche!» sagte auch ich. Und als ich das Lokal verliess, überlegte ich mir, wann ich ein Fest ohne Grund machen könnte.

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