«War denn bisher nichts los?», fragte dieser leicht erstaunt. «Wenn man die Zeitung studierte, konnte man schon den Eindruck gewinnen, dass Flaute herrscht», meinte ich. Roger zuckte mit den Schultern. «Ist mir gar nicht aufgefallen. Aber jetzt, wo du’s sagst…» Er nahm einen Schluck. «Jedenfalls war ich am Sonntagabend in der Kirche», begann ich zu erzählen. «Ah ja? Ich nehme mal an, dass es kein Gottesdienst war.» – «Genau, es gab dort eine musikalisch umrahmte Lesung. Oder ein mit Texten umrahmtes Kurzkonzert. Je nach Perspektive. Jedenfalls waren Musik und Lesung sehr hörenswert!» – «Das freut mich für dich», meinte Roger, schien aber nicht weiter interessiert zu sein. Allerdings hatte er auch keine eigene Geschichte zu erzählen, also fuhr ich mit meiner fort: «Was ich sagen wollte: Beinahe ebenso schön und wichtig war für mich der kleine Apéro danach. Da habe ich Menschen aus dem Dorf getroffen, die ich gut kenne, aber zum Teil lange nicht mehr gesehen habe.» – «Und wen trifft man da am Sonntagabend in der Kirche?» – «Zum Beispiel eine ehemalige Lehrerin von Meilen, mit der habe ich lange in einem Verein zusammengearbeitet. Oder ein Kollege von ihr, ebenfalls ehemaliger Lehrer. Die haben mir erzählt, was sie heute so machen. Schliesslich hat mich noch ein ehemaliger Oberrichter angesprochen, neben dem ich viele Jahre im Chor gesungen habe. Hat mir von seiner Familie erzählt, den Kindern und Enkelkindern.» – «Du hast also eine Art Dorf-Update bekommen.» – «Es war richtig schön, diese Menschen zu treffen und von ihnen zu hören. Und mir wurde wieder deutlich, dass solche Anlässe regelrechte Dorftreffs sind. Man trifft Menschen, die man lange nicht mehr gesehen hat.» Roger nickte bedächtig und bestellte noch ein Bier. Das musste er aber alleine trinken, denn ich zog weiter. «Bis in einer Woche!» rief ich zu Jimmy, und der antwortete: «Bis nächste Woche.» Ich trat nach draussen und dachte bei mir, nicht zuletzt wegen dem, was danach noch geschieht, sind die Veranstaltungen in Meilen so wichtig.