Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Es war heiss, und die Lust zum Plaudern war bei Roger und mir gering. Einsilbig sassen wir auf unseren Hockern, und nachdem Jimmy uns die Stangen hingestellt hatte, hoben wir diese hoch, sahen einander an und sagten «Prost!» Dann schwiegen wir wieder.
Schliesslich sagte ich: «Wenn jetzt Street Parade wäre, würden wir mehr miteinander reden.» Roger schaute mich an. «Mehr?» fragte er und fuhr dann fort: «Warst du an der Street Parade? Weisst du überhaupt, was die Street Parade ist?» Angesichts der Hitze klang Roger erstaunlich stark verärgert. Aber die Hitze führt immer auch dazu, dass Mensch und Tier sich schneller anfauchen. «Natürlich kenne ich die Street Parade.» – «Dann weisst du auch, wie diese laute Musik Gespräche verhindert und nicht etwa fördert.» – «Wenn man unmittelbar im Umzug mitgeht, ist das zweifellos so.» – «Aber?» – «Ich hatte am vergangenen Samstagnachmittag eine Veranstaltung in Zürich. Ich musste also in die Stadt. Auf dem Nachhauseweg kam ich nur bis in den Hauptbahnhof. Der Stadelhofen war verstopft. Eine S-Bahn hatte eine Störung, und damit war das Nadelöhr Richtung Tiefenbrunnen zu.» Mit einem Handzeichen gab ich Jimmy zu verstehen, dass wir beide noch ein Bier brauchten. «Und weiter?», fragte Roger ungeduldig. «Ich ging also zu einem Mitarbeiter der SBB und fragte, wie ich denn nun nach Meilen komme. Der Mann war einigermassen ratlos. Bei ihm stand auch ein Ehepaar aus Stäfa mit demselben Problem. Und so tauschten wir uns über unsere Möglichkeiten aus.» – «Viele gab es wohl nicht.» – «Ich erwog, ein Taxi zu nehmen und uns die Kosten zu teilen. Sie aber fragten zu Recht, wo das denn durchfahren solle. Sie überlegten eher, über Uster nach Rapperswil und dann von dort nach Stäfa zu fahren. Das war für mich zu wenig erfolgversprechend. Jedenfalls kamen wir ins Plaudern. Nach einer halben Stunde löste sich die Verstopfung, und die Züge konnten wieder verkehren. Wir stiegen ein, und ich kam gut gelaunt in Meilen an.» – «So gesehen hast du recht. Das Paar hättest du ohne die Street Parade nicht kennengelernt.» Ich zahlte und machte mich auf den Weg. «Bis in einer Woche», sagte ich zu Jimmy. «Bis nächste Woche», antwortete er. Ich trat nach draussen und dachte: Und so hat die Street Parade auch Roger und mich noch ins Gespräch gebracht.
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