Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: Der Ersatz-DJ

Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Roger und ich stiessen an. «Wie war dein Wochenende?», fragte er. «Ganz ok. Bis auf die Oldies Night.» – «Kam keine Stimmung auf?» – «Es war vor allem ein Ersatz-DJ da», erklärte ich. «Und der hatte nicht verstanden, was sein Auftrag war.»

Roger sah mich von der Seite an. «Was war denn sein Auftrag?» – «Naja, als Besucher der Oldies Night», begann ich, «erwarte ich, dass Oldies gespielt werden.» – «Und die hat er nicht gespielt?» – «Techno-Songs und deutsche Schlager gehören für mich nicht dazu», sagte ich. «Aber er wird wohl kaum nur deutsche Schlager gespielt haben», wandte Roger ein. «Irgendwann hat er bestimmt zu den Oldies gewechselt. Nur, ich warte nicht auf irgendwann», sagte ich. Roger schien das zu verstehen. «Das leuchtet mir ein», sagte er. «Aber dann kann man ja zum DJ gehen und etwas wünschen.» – «Das habe ich mir auch gedacht und habe ihm ein paar Vorschläge gemacht», erklärte ich. «Aber er hat mich einfach freundlich abgewiesen, gesagt, der Abend sei noch jung und die Hits kämen dann schon noch.» – «Na immerhin», meinte Roger. «Mir reicht das nicht. Ich will nicht bis irgendwann warten und hoffen, dass die Stimmung dann doch noch gut wird. Zudem hat mich seine herablassende Art geärgert. Das brauche ich nicht.» Roger konnte nicht glauben, dass der DJ so schlecht gewesen sei und hakte nach: «Hat denn niemand getanzt?» – «Doch. Die Bühne war sogar recht gut belegt. Zeitweise. Aber soweit ich gesehen habe, waren viele relativ neu oder gar zum ersten Mal da. Das Stammpublikum aber war nicht unbedingt zu sehen.» – «Naja, wird wohl nicht so schlimm gewesen sein», wollte Roger mich beruhigen. «Klar, das Leben geht weiter», bestätigte ich. «Nur, wenn ich nach einer Stunde noch immer auf die guten Songs warte, gehe ich nach Hause. Entsprechend konsumiere ich weniger.» Roger bestellte noch zwei Bier. «Die gehen auf mich», sagte er beim Anstossen. «Nun spül deinen Ärger runter und erzähl mir vom Sonntag.» Und das half. Wir plauderten lange. Meine Stimmung besserte sich. Das dritte Bier übernahm dann wieder ich. Schliesslich stand ich auf und sagte zu Jimmy: «Bis nächste Woche», und er antwortete: «Bis in einer Woche.» Ich trat nach draussen. Auf dem Heimweg hatte ich «Summer of 69» von Bryan Adams im Ohr und dachte: Ja, das ist doch Musik!

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