- Kolumne
- Beni Bruchstück
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Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. Carla war wieder einmal da und hatte ein Glas Weisswein vor sich stehen. «Ist Roger nicht da?», fragte sie. «Der kommt vielleicht später noch.» – «Ich war an der Chilbi», erzählte Carla.
«Der Dorfplatz war crowded! Ein echtes Happening für das ganze Dorf.» – «Ich kann mich noch an früher erinnern. Für uns Junge war die Chilbi eine beliebte Gelegenheit, um Gleichaltrige des anderen Geschlechts kennenzulernen.» – «Das ist immer noch so. Die Teenies waren sehr präsent.» – «Die Chilbi ist wirklich für alle interessant. Die Jungen daten, die Kinder geniessen die Bahnen, die Eltern freuen sich an der guten Unterhaltung ihrer Kleinen und die Grosselterngeneration lässt schöne Erinnerungen aufleben, während sie über den Platz flaniert und irgendwo etwas trinkt.» Ich nahm einen grossen Schluck und fügte an: «Die Gemeinde unternimmt wirklich viel, um das Dorfleben in Gang zu halten. Das gefällt mir.» Darauf stellte Carla ihr Glas ab und meinte mit ernster Miene: «A propos: Ich habe dort zu Mittag gegessen, und da kam es, dass ich neben den Gemeindepräsidenten zu sitzen kam. Die schenken doch jedem Kind einen Batzen, damit es eine Gratisfahrt hat.» – «Siehst du, das ist doch einfach toll!» – «Der Präsi aber erzählte, dass ihn eine Frau empört fragte, weshalb die Kinder denn nur einen Batzen bekämen. Zwei sei doch das mindeste, und überhaupt sei die Gemeinde ungemein geizig und so weiter.» – «Nicht im Ernst!» – «Doch! Da fragte ich mich, ob das ein Goldküstenproblem sei.» – «Wieso sind die nicht dankbar, dass sie überhaupt einen Gratisbatzen bekommen?» – «Und wie fühlt sich das wohl an, wenn du dich als Behördenmitglied fürs Dorf engagierst und dann so angefahren wirst?» – «Das ist wohl leider Teil des Jobs. Er bekommt sicher auch andere Feedbacks. Meinst du nicht auch?» – «Nun, ich hoffe es zumindest.» – Wir schüttelten noch ein paarmal gemeinsam den Kopf. Aber spätestens als Roger eintraf, wandte sich das Gespräch fast automatisch den Geschichten von schönen Chilbiabenden zu. Schliesslich war ich müde und verabschiedete mich von den zweien. Zu Jimmy rief ich: «Bis in einer Woche!» – «Bis nächste Woche», tönte es von ihm zurück. Auf dem Heimweg durch die herbstliche Nacht dachte ich mir: Dankbarkeit wäre so schwer nicht. Und macht das Herz leicht.
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