- Kolumne
- Beni Bruchstück
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Neulich sass ich in der Bar und trank ein Bier. «Hast du gehört? Anna Känzig hat den Ambrosetti Award verliehen bekommen», sagte ich. Roger murmelte ein «Nein». Er war noch immer enttäuscht vom Ausgang des Penaltyschiessens. Darum gestaltete ich das Gespräch.
«Ich war am Festival da Jazz und durfte an der Verleihung und am anschliessenden Konzert dabei sein. Das war schon grossartig.» – «Mhm», war alles, was er dazu zu sagen hatte. Also fuhr ich fort: «Später am Abend hörte ich dann ein Konzert von Somi, einer afrikanischen Sängerin. Das war eine wunderbare Verbindung von Jazz und afrikanischer Musik.» Nun begehrte Roger auf: «Ist denn an jenem Abend das Spiel der Fussballnati ganz an dir vorbeigegangen?» Er konnte nicht verstehen, dass man sich guter Musik hingeben konnte, während die Schweizer Fussballer um ihr Überleben an der EM kämpften. «Natürlich habe ich mir das Spiel angeschaut. Es fand genau zwischen den beiden Konzerten statt.» – «Und wie ist es dir dabei ergangen?», fragte Roger. «Gut. Ich habe ein Clubsandwich dazu gegessen.» – «Und sonst?» – «Ich habe gemerkt, dass Clubsandwiches wie Cremeschnitten sind.» – Roger sah mich fassungslos an. «Was?» – «Naja», meinte ich, «beide schmecken mir gut. Und beide kann man nicht anständig essen. Wie man’s macht, auf dem Teller sieht es unschön aus.» – «Ach, hör doch auf!», schnaubte Roger. Er hatte für meine musikalischen und kulinarischen Überlegungen kein Verständnis. Ich lachte und lenkte ein. «Mich hat es doch auch geärgert, dass ausgerechnet Akanji, der so grossartig gespielt hatte, den Penalty verschiessen musste. Aber das fand ich eben auch das Schöne an der Musik am Festival. Anna Känzig hat zwar den Award gewonnen, aber niemand hat verloren.» Ich lachte Roger an. Der schwieg. Dann sagte ich: «Komm, wir spülen mit dem nächsten Bier den Ärger runter und dann geht das Leben weiter. Okay?» Roger lenkte ein, und irgendwie war die Stimmung nach dem zweiten Bier deutlich besser. Wir plauderten noch eine Weile, dann musste ich weiter. «Bis nächste Woche», sagte ich zu Jimmy. «Bis in einer Woche», antwortete er. Als ich in den nassen Abend hinaustrat, dachte ich: Die Musik hat noch einen Vorteil. Wenn ich mich freue, hilft sie mir zu feiern. Und in der Niederlage versteht sie mich zu trösten.
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