Braungebrannt war sie, sodass Roger sie fragte: «Warst du Ski fahren?» Sie schüttelte den Kopf und wandte sich an Jimmy, der schon dabei war, ihren Weisswein einzuschenken. «Heute nehme ich einen ‘Killer Rose’», sagte sie. Jimmy sah sie fragend an. «Dann halt einen ‘Curacao Cruise’.» Das Fragezeichen auf Jimmys Gesicht wurde nicht kleiner. Carla gab nach. «Ok. Du kannst mir den Wein geben.» – «Unter welcher Sonne hast du denn gelegen?», fragte ich, als wir nun zu dritt anstiessen. Das war die Frage, die sie dazu brachte, wie ein Wasserfall loszureden. «Ich war in der Karibik und habe dort den Carnival erlebt. Die beginnen schon am Dienstag vor dem eigentlichen Karneval mit einem ‘Jump in’. Latinomusik, Live-Band und Tanz für alle! Die Drinks und Häppchen waren frei. Wir haben getanzt, bis wir übermüdet ins Bett fielen. Und am Sonntag, beim eigentlichen Umzug, hatten wir ein Arrangement, sodass wir auf einer überdachten Tribüne sitzen und die Bands und die kostümierten Tänzerinnen und Tänzer sehen konnten. Es war einfach grossartig. Latino-Kultur hoch zwei!» – «Du scheinst noch immer dort zu sein», meinte Roger beeindruckt. «Ach, es war herrlich. Nur ein Schweizer hat die Stimmung getrübt. Von Beginn an brauchte der eine Extrabehandlung. Er musste glutenfrei essen, beim Transport zur Location musste er vorne sitzen, ‘weil ich mich sonst übergebe’, unterwegs war er der einzige, der sich anschnallte, und als man dann im Ziel länger als erwartet auf die fahrenden Gruppen warten musste, machte er eine so saure Miene, dass es allen die Stimmung verdarb.» – «Ein richtiger Schweizer eben. Termine sind einzuhalten», meinte ich darauf. «Ja, schon. Aber er hat gar nicht gesehen, was sonst noch abging. Die Menschen feierten und hatten Freude.» – «Da bin ich doch gespannt auf unseren Karneval, die Meilemer Fasnacht.» Carla zeigte mit der Hand, dass sie skeptisch war und nahm einen Schluck Wein. «Wie auch immer», sagte ich, «ich muss weiter.» Ich zahlte und verabschiedete mich. Zu Jimmy rief ich: «Dann bis nächste Woche!», und er antwortete: «Bis in einer Woche.» Draussen dachte ich, ob’s karibisch wird, bezweifle ich. Aber gut wird es bestimmt werden.