Amtliches, obligatorisches Publikationsorgan der Gemeinde Meilen
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Neulich in Meilen: Barney

Neulich nahm ich an der Theke einen tiefen Schluck Bier, liess ihn ausführlich im Mund kreisen und schliesslich aufmerksam die Kehle hinunterfliessen.

Dann sagte ich hörbar vor mich hin: «Ich habe keine Angst!» – «Das freut mich aber zu hören», meinte Jimmy hinter der Theke mit einem leichten Schmunzeln. «Du hast offensichtlich auch keine Angst», fuhr ich mit meinem Thema weiter. «Wieso sollte ich?» – «Weisst du, was künstliche Intelligenz ist?» – «Du wirst es mir sicher gleich erklären.» – «Das ist, wenn ein Roboter Arbeiten übernimmt, die bisher ein Mensch gemacht hat. Einfach viel schneller und zuverlässiger. Oder so ähnlich.» Ich merkte plötzlich, dass es gar nicht so einfach ist, künstliche Intelligenz zu beschreiben.

«Das haben wir doch schon längst mit den Computern», wandte Jimmy ein. «Ja schon», musste ich zugeben, «nur diese künstlich Intelligenten können Muster und Proportionen erkennen. Zum Beispiel bei der Gesichtserkennung. Wenn dieses Programm einmal ein Foto von dir gemacht hat, erkennt es dich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf allen anderen Fotos wieder.» – «Und wieso macht dir das keine Angst?», fragte Jimmy mit sichtlichem Interesse.

«Naja, nimm als Beispiel den Bar-Roboter Barney. Der mixt dir jeden Drink auf Bestellung. Und zapft dir auch ein Bier.» – «Der könnte tatsächlich meinen Job gefährden. Aber würde es dir denn nichts ausmachen, von einem Roboter bedient zu werden?» Seine Stimme klang nun doch etwas angespannt.

«Das würde mir gar nicht gefallen. Aber genau darum sagte ich zu Beginn, dass ich keine Angst hätte. Denn ich habe mir mal ein Bier von diesem Barney geben lassen.» – «Und?» – «Naja, es war schon erstaunlich, eine Maschine zu sehen, die das alles von alleine kann. Aber das Bier war fad und es hatte viel zu wenig Kohlensäure.» – «Du meinst, es war sehr intelligent, aber auch sehr künstlich.» Jimmys Stimme klang nun wieder deutlich freier. «Du sagst es!» – «Darauf gibt’s grad noch eine Stange!» rief Jimmy und wollte schon an den Zapfhahn gehen. «Nein, lieber nicht», warf ich ein. «Ich muss weiter.» – «Na dann, bis nächste Woche.» – «Ja, bis nächste Woche!», rief ich schon im Gehen und trat in die Nacht hinaus.

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